Amerikanische Fußballerin planen Streik gegen Sexismus

Im Profi-Fußball gibt es eine große Diskrepanz zwischen Männern und Frauen, was die Gehälter betrifft. Jetzt überlegt sich das US-Frauenteam, die olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu boykottieren.

Man stelle sich bloß vor: Die Fußball-Europameisterschaft der Männer steht vor der Tür und Cristiano Ronaldo und sein Team überlegen, das Turnier zu boykottieren. Unter anderem, weil Männer allgemein gerade mal ein Fünftel so viel verdienen wie Frauen und das selbst im gleichen Beruf so ist. Unter anderem, weil Männer bessere Berufschancen haben, wenn ihr Geschlecht während des Auswahlverfahrens unbekannt bleibt.

Das Geschlechterverhältnis bei den angesprochenen Beispielen ist natürlich umgekehrt und Cristiano Ronaldo braucht bei einem Jahresgehalt von über 18 Millionen Euro nicht an einen Boykott zu denken. Bei Frauen des US-Teams, die sportlich in ihrem Bereich ähnlich gut sind, ist das jedoch anders. Das Team der USA ist eines der erfolgreichsten, wenn nicht gar das erfolgreichste im Frauenfußball: Im Juli letzten Jahres wurden sie Weltmeisterinnen.

Selbstverständliche Ungleichheit

Als sie die Weltmeisterschaft gewannen, schauten so viele Menschen wie noch nie in den USA Fußball, wie Carli Lloyd (seit zwölf Jahren Nationalspielerin) in einer Erklärung schreibt. Während Fußball in den USA unter Männern im Gegensatz zum Rest der Welt eher unpopulär ist, ist Frauenfußball sehr beliebt. Es verwundert nicht, dass das Frauenteam regelmäßig zu den Besten der Welt gehört – während das Männerteam von Trainer Jürgen Klinsmann nicht einmal das Viertelfinale bei den WM 2014 erreichen konnte.

Und trotzdem: Während die fünf besten Spieler der USA im Schnitt rund 406.000 US-Dollar im Jahr verdienen, bekommen die fünf besten Spielerinnen nur 72.000 Dollar. Carli Lloyd rechnet dabei nach, dass die Arbeitszeit samt Belastung für beide Teams ungefähr die gleiche ist. Warum bekommen die Frauen dennoch nur 17 Prozent des Lohnes der Männer? Und das, obwohl sie mehr Geld generieren – mehr als 17 Millionen Dollar an Werbeeinnahmen.

Nur verständlich, dass ein Boykott ins Spiel gebracht wird. Derlei Überlegungen von Frauenteams gibt es nicht zum ersten Mal. Aber bei Olympia würde ein solcher Boykott – oder eher Streik – besonderes Aufsehen errichten.

Nicht gegen Männer

Der Protest würde sich dabei nicht gegen die Männermannschaft richten, sondern gegen die strukturelle Ungleichheit in der Branche – ein Ergebnis der gesellschaftlichen Frauenunterdrückung, die sich beim Fußball auch hierzulande bemerkbar macht. Denn während die männlichen Sportler der Fußballbundesliga oftmals Millionäre sind, müssen Frauen in ihrer Bundesliga nicht selten einen Nebenberuf ausüben. Einige werden sogar gezwungen, ihre Sportkarriere an den Nagel zu hängen, weil das Geld, das sie mit dem Fußball verdienen, nicht ausreicht.

Es ist aber noch unklar, ob es tatsächlich zum Streik kommen wird. Es ist bislang nur ein Teil des Teams, der eine öffentliche Diskussion anstoßen möchte. Wie in Deutschland verdienen Frauen in den USA allgemein rund 20 Prozent weniger als Männer. Carli Lloyd und ihren Mitspielerinnen könnten nicht nur im Fußball, sondern auch beim Kampf gegen Sexismus einen wichtigen Sieg erringen.

Ein Artikel von Hovhannes Gevorklan

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