Alle guten Dinge sind drei: Zum dritten Mal verlief die Belgerade Pride, der größte CSD Umzug Serbiens, ohne Zwischenfälle. Aus den Reihen der nationalkonservativen Regierung nahm die offen lesbische Ana Brnabić teil, Ministerin für öffentliche und kommunale Verwaltung. Die Europäische Kommission nahm dies positiv zur Kenntnis.
Als am 18. September erneut etwas über 1.000 TeilnehmerInnen an der Belgrade Pride teilnahmen, war das Land im Alarm Modus: Kommt es zu Ausschreitungen, wenn ja, wie werden diese aufgenommen? Doch es passierte, nichts. Die gesamte Demonstration sowie Kundgebung verlief ohne hässliche Bilder, keine Zwischenfälle, keine Gewalt. Ganz anders, als man es von den Bildern 2010 kannte, als tausende Hooligans durch die Belgrader Innenstadt vagabundierten.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte
Die Pride ist in Belgrad inzwischen zur Normalität geworden. Wo man vor sechs, sieben Jahre noch mit homophobe Anfeindungen rechnen musste, kann die LGBTQI Community nun problemlos für ihre Rechte und Gleichberechtigung streiten. Das Bild eines Polizisten, der eine LGBTQI Fahne trägt, sagt mehr aus, als tausend Worte.
#BelgradePride2016 pic.twitter.com/h61v17TjgQ
— Princ Od Resnika (@TheBigBadVuk) 18. September 2016
„Die Zeiten ändern sich. Gerade eben habe ich noch erklärt, dass eine solche gelassen Atmosphäre und Anreise zur Belgrade Pride vor fünf Jahren noch undenkbar war. Jetzt ist alles ein bisschen anders. Sicher, dass ist nicht der einzige Gradmesser für Veränderung, aber es ist die sichtbarste Veränderung“, erklärte einer der bekanntesten serbischen LGBTQI Aktivisten Lazar Pavlović gegenüber „Slobodna Evropa.“
Zwar wurde die Parade auch dieses Mal von ca. 5.000 PolizistInnen geschützt, diese waren jedoch weitestgehend arbeitslos und eher Zuschauer denn „Beschützer.“ Boban Stojanović, einer der beiden Hauptorganisatoren fand, dass der CSD 2016 in einer „lockeren Atmosphäre“ stattfand und die TeilnehmerInnen zu keinem Zeitpunkt Angst hatten. Sein Wunsch, so der Radiosender B92, sei es, dass es von Jahr zu Jahr weniger Polizisten bräuchte, um einen reibungslosen Ablauf zu gewähren.
Premierminister (ge)nervt
Der amtierende Premierminister der Serbischen Fortschrittspartei (SNS) erklärte ebenfalls gegenüber B92, dass er leider nicht teilnehmen konnte, da er terminlich verhindert war. Leider setzte er in gewohnt konservativer Manier einen oben drauf. Selbst wenn er Zeit gehabt hätte, wäre er lieber zur Hochzeit des Sohnes des amtierenden Verteidigungsministers gegangen, an der „sowieso fünf Mal so viel Menschen teilgenommen haben, wie an der Belgrade Pride.“ Man könnte meinen, dass dies ein deutliches Signal war, dass die Queer-Arbeit bzw. Tolerierung lediglich ein Feigenblatt seiner Partei ist, um die EU Beitrittsverhandlungen zu beschleunigen.
„Die Parade wird zur Routine. Es zeigt, dass wir offen über die Probleme und Diskriminierung der LGBTQI Community reden können“, sagte die serbische EU-Chefunterhändlerin Tanja Miščević, mit dem sie Stoßrichtung des Regierungschefs bestätigte. Die EU hat dies positiv quittiert und die Belgrade Pride in ihrem Jahresbericht über die Beitrittsverhandlungen lobend erwähnt.
Promis auf der Belgrade Pride
Der große Höhepunkt der Endkundgebung war der Auftritt der Sängerinnen Bojana Stamenov, bekannt vom Eurovision Songcontest 2015, und Nataša Bekvalac, einer der erfolgreichsten Turbofolk Sängerinnen des ehemaligen Jugoslawiens. Neben regionalen Prominenten, wenigen Politikerinnen, waren auch internationale Gäste wie ein Trupp schwedischer Polizistinnen vor Ort, um an der Parade teilzunehmen.