„Kolinda hat uns verraten!“, stand heute als eine angebliche Aussage eines ungenannten hohen Funktionärs der rechtskonvervativen „Kroatischen Demokratischen Vereinigung“ (HDZ) in der Ausgabe von Slobodna Dalmacija. Auch wenn man die Überspitzung aus dem Artikel und die Art die „unbekannte Quelle“ zu zitieren, leicht herauslesen kann, scheint die Lage in der HDZ ernster zu werden. Allem Anschein nach ist ein Streit zwischen dem Vorsitzenden der HDZ Tomislav Karamarko und der kroatischen Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović, ebenfalls HDZ, entbrand. Das Spiel „Reise nach Jerusalem“ beginnt erneut.
Lasst uns nochmal daran erinnern, wie das Spiel „Reise nach Jerusalem“ funktioniert. Eine bestimmte Zahl an Personen laufen um einen Stuhlkreis, der aus einem Stuhl weniger als Personen besteht. Logischerweise bleibt also immer einer ohne Stuhl zurück. Und nun beginnt dies in regelmäßigen Abstand Tomislav Karamarko zu passieren, während die Präsidentin, der Premierminister und die nationalliberale MOST einen Platz finden. Zuletzt zog er bei der Benennung des Leiters des Nationalen Sicherheitsrates und des neuen Vorsitzenden des kroatischen Geheimdienstes (SOA), vergleichbar mit dem deutschen BND.
Parteiinterne Intrigen
Die Situation ist so stark erhitzt, das fast jeder nur noch darüber spricht, wie viel Spielraum dem Vorsitzenden der HDZ bis zu den kommenden innerparteilichen Wahlen in einem Monat geblieben sind, während die Probleme des Landes oder die Aufgaben der Regierung in den Hintergrund gerückt sind. Die Analysten, aber auch den Medien bekannte Parteiinterne Quellen, gehen von zwei Möglichkeiten aus: Entweder wird er gestärkt aus den Wahlen, ohne Gegenkandidaten, hervorgehen, um in Anschluss mit schwierigen parlamentarischen Manövern die Mehrheiten so zu verschieben, dass er sich mit Hilfe der HNS und MOST der aktuellen Regierung unter Božo Petrov i Tihomir Orešković entledigen kann oder er versucht Neuwahlen noch in diesem Jahr herbeizuführen.
Aber wo bleibt in diesem ganzen „Kinderspiel“ und Intrigen der Platz für die Demokratie? So ist in der HDZ der einzige Kandidat für das Amt des Parteivorsitzenden ein Politiker, der laut Umfragen einer der meist gehassten Oppositionspolitiker ist. Dies sagt bereits einiges über den Charakter einer solchen Partei aus. Auch wenn die Situation in der ehemaligen Partei Franjo Tudjmans grotesker ist, als in anderen, so ist sie doch in allen Vergleichbar: Die Art der Kommunikation mit dem Mitgliedern, die Öffentlichkeitsarbeit, das „Flüstern“ aus ungenannten, hohen und „wichtigen“ Quellen. Daher wäre die einzige logische Schlussfolgerung, dass die Mitglieder der Partei über die „unbekannten Quellen“ abstimmen, wenn es schon keine Abstimmung über reale Politik möglich ist.
Der Artikel basiert auf einem Beitrag von Bilten.org und wurde vom Übersetzer Daniel Kerekeš leicht verändert.