ARD gibt Populist Quandel eine Plattform

„Flüchtlinge in Deutschland – wie willkommen sind sie wirklich?“Am gestrigen Montag eröffnete Frank Plasberg im ARD TV-Format „Hart aber Fair“ die Runde: Die  brisante Flüchtlingspolitik in Deutschland ist wieder Gesprächsgegenstand.

Wer genau bei der ARD auf die Idee gekommen ist, Frank Quandel, Sprecher einer Burbacher Bürgerinitiative „für Sicherheit und Gemeinsamkeit“ in die Hart aber Fair Sendung am Montag einzuladen ist nicht bekannt. Möglicherweise war den Verantwortlichen der Sendung nicht bekannt, welche billigen Vorurteile und populistischen Redeschwülste der ausgebildete Bundeswehr-Offizier in der Sendung absondern würde. Nachdem er zunächst nebulös ankündigte, es seien in Burbach „viele Dinge passiert, die so nicht hätten passieren dürfen“, musste Moderator Frank Plasberg ihn schon drängen, damit er zum Punkt kam: Asylbewerber würfen Gäste in Eisdielen mit leeren Bierdosen ab, nordafrikanische Männer liefen betrunken durch den Ort, und überhaupt, würden die Mütter ihre Kinder morgens nicht mehr alleine in die Schule gehen lassen. Ob Herr Quandel in seiner Jugend eventuell selbst einmal betrunken durch Burbach gelaufen ist, sei dahingestellt. Ebenso wie die Frage, wie er seine Freizeit gestalten würde, hätte er keine Arbeitserlaubnis und müsste Monate lang auf die Bearbeitung seines Asylantrags warten.

Quandel kaut Alltagsrassismus wider

Seine wahre Inkompetenz demonstrierte er dann noch einmal mit folgendem Statement: Alle Asylbewerber aus Nordafrika seien aus seiner Sicht Wirtschaftsflüchtlinge, also Menschen, die man nach Herrn Quandels Meinung am besten so schnell wie möglich abschieben sollte. Dass vor einigen Tagen an einem Strand in Libyen 21 junge Männer enthauptet wurden, hat der gute Mann vermutlich nicht mitbekommen, was nicht verwundert. Schließlich machte er nicht gerade den Eindruck, als verfüge er über ein besonders starkes Interesse an politischen Fakten. Seine wirren Vorurteile untermauerte er abschließend, als er verbesserte Gesundheitskontrollen für Asylbewerber forderte,, da diese ja schließlich aus allen Teilen der Welt kämen und die Burbacher sich nicht mit fremden Krankheiten anstecken wollten.

ARD gibt Ausländerfeinden ein Sprachrohr

Es könnte allerdings auch sein, dass man in der ARD-Redaktion meint, den wachsenden deutschen Ressentiments gegenüber Flüchtlingen im Abendprogramm mehr Ausdruck verleihen zu müssen. Denn nachdem der selbst ernannte Burbacher Bürgersprecher ausreichend Zeit hatte, seine Sicht der Dinge darzustellen (das derzeitige Asylgesetz sei ein „Steinzeitgesetz“), wurde auch noch ein kleiner Film abgespielt, in dem die reißerischsten Überschriften der deutschen Presse im Zusammenhang mit jugendlichen Straftätern mit Flüchtlingshintergrund aufgelistet wurden. Frank Plasberg fragte daraufhin Luise Amtsberg, flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen, ob man auf solche ‚Tatsachen’ noch hinweisen dürfe, oder ob dies schon Stimmungsmache sei. Schade, von einem erfahrenen Mann wie Plasberg hätte man erwarten können, dass er sich diese Frage selbst beantworten kann. Doch dass die ARD verkappten Ausländerfeinden wie Quandel eine Plattform schafft, folgt einem gewissen Trend, wie man am Sonntagabend bei Spiegel-TV begutachten konnte. Hier war nicht nur von einer „Völkerwanderung“ aus dem Kosovo nach Deutschland die Rede, nein es wurde auch von einer „Flüchtlingsschwemme“ gesprochen, sowie in einer bayerischen Kleinstadt gefilmt, die als „Einfallstor“ für die Kosovaren in Deutschland bezeichnet wurde. Zwar wurde auch auf die katastrophalen Lebensverhältnisse der Bevölkerung im Kosovo hingewiesen, doch trägt der Gebrauch eines solchen Vokabulars selbstverständlich zu einer weiteren Panikmache gegenüber Asylbewerbern bei.

Der verpasste Bildungsauftrag

Schließlich stellt sich die Frage, was die deutschen Medien mit dieser Berichterstattung und Rhetorik beabsichtigen. Es scheint, als sähe sich inzwischen längst nicht mehr nur noch die Bild-Zeitung beauftragt, die wachsende deutsche Ablehnung gegenüber Flüchtlingen zu befeuern, mittlerweile tragen auch Sender wie die ARD und RTL, ob beabsichtigt oder nicht, durch ihr Programm dazu bei. Insbesondere im Falle der ARD ist dies problematisch, da hier der Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit Füßen getreten wird, wenn zur besten Sendezeit Vorurteile und Unwahrheiten verbreitet werden können, ohne dass diese vom Moderator als solche entlarvt werden. Hierzu ist auch nicht der ansonsten gerne gebrauchte Hart aber Fair-Faktencheck in der Lage, denn Quandels Behauptung, Menschen seien in einer Eisdiele mit einer leeren Bierdose beworfen worden, läßt sich wohl denkbar schlecht überprüfen. Und auch ob Flüchtlinge in Burbach junge Frauen sexuell belästigt hätten, bleibt als nicht bewiesene, aber auch nicht widerlegbare Behauptung im Raum stehen.

Facebookkommentatoren bestätigen Ressentiments

Wer während der Hart aber Fair Sendung einen Blick in die Kommentare auf der dazugehörigen Facebook-Seite warf, konnte wieder einmal sehen, wie allgegenwärtig Ressentiments gegenüber Flüchtlingen in unserem Land sind. Immer wieder heißt es zudem, die deutsche Bevölkerung werde mit ihren Ängsten alleine gelassen. Spätestens seit Pegida und dem damit einhergehenden Anstieg ausländerfeindlicher Straftaten sollte die deutsche Bevölkerung hierzulande erkannt haben, dass nicht sie es ist, die sich vor Flüchtlingen fürchten muss. Im Gegenteil, wenn Vorurteile weiter mutwillig geschürt werden, ob von der Bild am Sonntag („Asyl-Lawine aus dem Kosovo“), Spiegel-TV, oder der ARD, werden auch Straftaten gegenüber Flüchtlingen weiter ansteigen. Soziale Ungerechtigkeit, Verarmung der Mittelschicht, Arbeitslosigkeit und Altersarmut sind Probleme unserer heutigen Gesellschaft. Aber sie dürfen nicht auf diejenigen Menschen projiziert werden, die in unser Land kommen weil sie vor Armut und Kriegen fliehen. Wenngleich man von einem Sender wie RTL kein Bildungsfernsehen erwarten kann, ist es doch einigermaßen schockierend, dass die ARD als öffentlich-rechtlicher Sender mit Bildungsauftrag rechtspopulistischen und ausländerfeindlichen Positionen wie denen von Frank Quandel eine Plattform bietet. Es bleibt zu hoffen, dass sich die verantwortlichen Personen möglichst schnell hinterfragen und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung wieder bewußt werden.

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4 Antworten

  1. aaah wie mich dieses thema aufregt!! warum glauben einige besser als andere zu sein, nur weil sie in ihrem land heimisch sind und die anderen nunmal nicht. die flüchtlinge die hier beschrieben wurden haben sich vielleicht nicht wie der papst persönlich verhalten aber ich würde gerne mal wissen was die afrikaner von ihm denken, wenn er in ihrer heimat rumlaufen würde… ausländerfeindlichkeit entsteht aus vermutungen, vorurteilen und rassendenken, was ziemlich erbärmlich ist, da es eigentlich klar sein sollte, was passiert wenn zu viele menschen ein solches denken entwickeln – stichwort 1930 :(
    trotzdem grüße aus meinem skiurlaub dolomiten
    Claudia

  2. Volle Zustimmung zu der Analyse dieses journalistischen Trauerspiels,das übrigens eine Vorgeschichte hat. Hr.Quandel durfte seinen dumpfen Geschichten schon vor kurzem bei Anne Will loswerden.Die hat es aber immerhin vermocht ihn ansatzweise zu demaskieren. Anders Plasberg,der sich gar nicht mühte ihn zu hinterfragen…

  3. Ich denke, die ARD hat wenig Einfluß auf die Gäste bei Plasberg- und anderen Sendeformaten. Die werden heute alle von Produktionsfirmen hergestellt, die meist von den Leitjournalisten betrieben werden.
    Und bei Plasbergs Populismus ist ja offensichtlich, daß da Think Tanks mit im Spiel sind.

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