Das einzig intelligente, was der Essener Stadtrat auf der letzten Sitzung 2016 entschied: Anstelle von Papierunterlagen erhält jedes Ratsmitglied ein Ipad und eine neue, passende App. Nicht nur, dass bei guter Pflege der Pads die Geräte lange halten, so spart man noch ca. 10.000 Euro in einer Legislatur, aber was viel wichtiger ist, man spart hunderttausende Seiten Papier, das Co² dass bei Versand und beim verwerten usw. entsteht.
Die Stadt Essen ist nicht die erste Stadt, die weg vom Papier den Weg ins digitale Zeitalter bestreitet. Doch ist und bleibt es erstaunlich, wie wenig Städte diesen Weg bisher gegangen sind. Das mag daran liegen, dass der durchschnittlich kommunalpolitisch Aktive noch Erinnerungen an Bismarck hat, als dass er ein Digital Native ist. Auch wenn für viele dieser Schritt absolut unspannend klingt: Ratsleute bekommen im Monat dutzende, manchmal hunderte Seiten Papier.
Kommunalpolitik wird häufig stiefmütterlich belächelt. Dabei werden auf kommunaler Ebene Entscheidungen getroffen, die sehr konkrete und reale Auswirkungen auf das Leben Vieler vor Ort haben. Von Straßennamen, über Schulschließungen oder den Bau von Schwimmbädern. Was den Stadträten zumeist fehlt, ist eine streitbare Partei, die sich nicht mit dem Status Quo oder den klammen Kassen abfindet. Denn allzu häufig verstummen auch die Stimmen der Linken und es entstehen Fraktionen, die sozialdemokratisch anmuten und im besten Fall verbalradikaler sind, als ihre sozialdemokratischen Kollegen.
Die digitale Wende ist endlich in den Stadträten und Kreistagen angekommen. Es bleibt abzuwarten, ob jetzt nicht doch ein paar junge und aktive Menschen in die Stadträte wollen, sei es auch nur deswegen, weil sie ein Ipad wollen. Auch Linke, die den Kapitalismus überwinden wollen, sollten sich das Ipad schnappen und die Häuser stürmen.