Linke Politik konkret: An der Seite der Schwachen

Ende Mai habe ich gemeinsam mit Inge Höger, Landessprecherin der NRW-Linken, Linke-Landesgeschäftsführer Sascha H. Wagner, und meiner Fraktionskollegin Kathrin Vogler, das sozialpastorale Zentrum Petershof in Duisburg-Marxloh und die gemeinnützige Organisation fiftyfifty, die in der Arbeit mit Wohnungslosen in Düsseldorf tätig ist, besucht. Es war uns wichtig, uns ein realistisches Bild von der Arbeit von Organisationen zu machen, die sich in NRW um sozial benachteiligte und ausgegrenzte Menschen kümmern. Das Engagement und der Optimismus der engagierten Helferinnen und Helfer im Petershof und bei fiftyfifty haben uns tief beeindruckt.

Während sich die Düsseldorfer Sozialinitiative vornehmlich um Wohnungslose kümmert, ist das Angebot des Petershofs breiter gefächert. „Der Petershof ist ein sozialpastorales Zentrum, in dem wir versuchen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen in und um Marxloh einzugehen. Aufgrund der wachsenden Armut im Stadtteil sind immer mehr Menschen kaum in der Lage, ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu decken, so dass wir täglich einen Mittagstisch anbieten. Zudem unterhalten wir eine große Kleiderkammer, und täglich gibt es Sozialberatung. Asylsuchende, Zuwanderer und Alteingesessene frequentieren unsere Angebote häufig, etwa 1.000 Menschen kommen in einer Woche. Jeden Nachmittag bieten wir Kindern und Jugendlichen in Form von Hausaufgabenbetreuung, alltagsintegrierter Sprachförderung, Musikangeboten und der Fahrrad-AG eine zuverlässige Adresse. Seit etwa einem Jahr haben wir einen eigenen Sportverein, der neben Kampfsport auch Fitness und Tischtennis anbietet. Fünfmal in der Woche finden bei uns verschiedene Sprachkurse statt. Im Bereich Eltern-Kind-Bildung findet bei uns Eltern- und Gesundheitsberatung statt“, berichtete Sylvia Brennemann, Mitarbeiterin des Petershofs.

Bereits kurz vor unserem Besuch hatten Brennemann und der Sozialarbeiter Tim Nießner, der zusammen mit anderen Engagierten eine Fahrrad-AG für Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft am Petershof anbietet, der linken Tageszeitung junge Welt ein längeres Interview gegeben.
„In Marxloh kommen verschiedene Ursachen zusammen, die dazu führen, dass so viele Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Neben Entwicklungen wie dem Strukturwandel und dem dadurch begründeten Wegfall vieler Arbeitsplätze in der Montanindustrie haben wir es heute mit der Explosion der Mietpreise in vielen Städten zu tun. Menschen mit geringem oder keinem Einkommen finden in Städten wie Düsseldorf fast keinen Wohnraum mehr. In Duisburg und da insbesondere in Marxloh und Hochfeld können sie häufig noch relativ bezahlbaren Wohnraum finden, obwohl auch hier in den letzten Jahren die Mieten gestiegen sind. Außerdem ist es zu beobachten, dass viele, wenn auch nicht alle, sobald sie einen halbwegs sicheren Job gefunden haben, wegziehen. Den Traum vom Haus im Grünen oder zumindest einer Wohnung in einer ruhigen Gegend haben auch hier in Marxloh viele“, berichtete Nießner gegenüber jW.
Dass durchschnittlich rund 1.000 Menschen wöchentlich darauf angewiesen sind, die Hilfsangebote im Petershof wahrzunehmen, ist ein politischer Skandal. Ebenso, dass dieses einzigartige Projekt nicht mit staatlichen Geldern gefördert wird. Damit zeigt die Stadt Duisburg um Oberbürgermeister Sören Link (SPD) nur einmal mehr, dass ihr an der Bekämpfung von Armut und an der Unterstützung von Bedürftigen nichts gelegen ist.

„Ich bin immer wieder erstaunt, mit welchen geringen Mitteln und welchem persönlichen Einsatz hier versucht wird, die allerschlimmste Armut zu lindern und das Zusammenleben im Stadtteil zu verbessern. Wer es nicht glaubt, was alles möglich ist: Fahrt einfach mal vorbei und schaut es euch an. Die Türen der Kirche und des Zentrums sind immer offen, nicht nur für Christen, sondern auch für Anders- oder Nichtglaubende. Nicht Hautfarbe, Herkunft oder Religion stehen hier im Mittelpunkt, sondern die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Menschen“, schrieb Kathrin Vogler im Nachgang zu unserem Besuch auf Ihrer Facebookseite.
Beim Besuch von fiftyfifty stellte Sozialarbeiter Oliver Ongaro die Arbeit des Vereins vor und berichtete über das sogenannte „Housing First“-Konzept, das Wohnungslosigkeit unmittelbar beendet und flexible wohnbegleitende Hilfen zum dauerhaften Wohnungserhalt anbietet. Regulärer Wohnraum wird an erste Stelle gerückt – ein entscheidender Unterschied zum derzeit meist praktizierten System.

Auch in der verhältnismäßig finanzstarken NRW-Landeshauptstadt mangelt es an staatlicher Unterstützung für soziale Organisationen und Projekte. Die Linke fordert die Stadt Düsseldorf daher auf, als einen ersten Schritt, das Projekt ‚Housing First‘ von fiftyfifty zu unterstützen und dafür Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Wohnen ist ein Menschenrecht und darf nicht den fragwürdigen Gesetzen des Marktes zum Opfer fallen. Wir erwarten, dass die Düsseldorfer Politik in Sachen Bekämpfung der Wohnungslosigkeit endlich tätig wird und tragfähige Konzepte zur Verbesserung der Situation der Betroffenen vorlegt. Schließlich Armut ist kein Naturphänomen. Wir werden uns daher auch weiterhin an der Seite von sozialen Initiativen, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden für soziale Gerechtigkeit stark machen. Die Armutsspirale – nicht nur im Ruhrgebiet – kann durchbrochen werden, wenn die politisch Verantwortlichen dies nur wollen. Was die Menschen in NRW brauchen, ist eine soziale Offensive, die mit Investitionen in den Bereichen Arbeit, Bildung und Soziales einhergehen muss. Dafür werden wir als Linke auch weiterhin offensiv streiten und den Kontakt zu den beiden besuchten Organisationen zugleich weiter ausbauen.

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