Marvin und Gösta plädieren dafür, die soziale und die ökologische Frage immer zusammenzudenken. Sowohl die Ursache als auch die Lösung der Klimakrise läge in der strukturellen sozialen Ungleichheit im globalen Kapitalismus. Klima- und Gewerkschaftsbewegung sollten gemeinsam für ein gutes, nachhaltiges Leben und Umverteilung sorgen.
Die weltweiten Wetterkatastrophen der vergangenen Wochen, auch direkt bei uns vor der so sicher geglaubten Haustür, haben gezeigt, wie dringend notwendig der Klimaschutz ist. Frühere Versäumnisse sind Ursache von zunehmenden Extremereignissen, weil Profite über sozialer Gerechtigkeit standen.
Um eine weltweite Klimakatastrophe zu vermeiden, wird es nicht reichen, den globalen Kapitalismus nur grün anzumalen. Abgaben auf CO2-Emissionen erhöhen nur die soziale Ungerechtigkeit. Sie belasten den größten Teil der Bevölkerung durch steigende Heizkosten, während die Wohlhabenderen die Preiserhöhungen leicht verkraften. Anstatt die zerstörerische Produktion zu begrenzen und umzubauen, zahlen die Konsumierenden den Preis: Das ist sozial ungerecht und führt zu einem stetigen Auseinanderdriften von Arm und Reich. Es wird auch keine Dauerlösung sein, den Individualverkehr auf Elektrizität oder Wasserstoff umzustellen. Viel mehr heißt es den Öffentlichen Nahverkehr weiter auszubauen und kostenlos anzubieten, damit er auch attraktiv wird. Auch das schafft Arbeitsplätze.
Konzerne in Haftung nehmen
Für konsequenten Klimaschutz müssen wir weiter an die Konzerne heran. Der Übergang in eine klimagerechte Zukunft darf nicht auf Kosten der Allgemeinheit geschehen. Ein Rettungsschirm mit Job- und Einkommensgarantien, dazu Vier-Tage-Woche, Lohnausgleich und Weiterbildungsmöglichkeiten sichern die Beschäftigten finanziell ab. Dafür müssen wir die Verursacherinnen und Verursacher der Klimakrise, nicht die Verbraucherinnen und Verbraucher zur Kasse bitten.
Damit dies gelingt, müssen wir als gesellschaftliche Linke eine Gegenmacht aufbauen. Kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch: Die Klimafrage und internationale soziale Gerechtigkeit gehören untrennbar zusammen. Sie gegeneinander auszuspielen, nutzt nur den Herrschenden. Statt auf ein Primat des Klimaschutzes oder die Absicherung der jetzigen (Arbeits-)Verhältnisse zu pochen, sollten wir für sozial-ökologische Lösungen kämpfen. Statt auf die Expertise und Vernunft der Politikerinnen und Politiker zu setzen, sollten wir uns in der Uni, im Stadtteil oder im Betrieb organisieren, um stärker zu werden.
Eine klimaneutrale Industrie bis 2035 ist also möglich, ohne dass allgemeiner Wohlstand auf der Strecke bleibt. Aber wir müssen mit starken Widerständen von denjenigen rechnen, die vom Status Quo profitieren. Die Aufgabe der nächsten Jahre wird sein, die linken Kräfte gemeinsam mit Gewerkschaften und der Klimabewegung zusammenbringen. Auf diese Weise bauen wir ökologische Klassenkämpfe auf, die das Leben zugleich lebenswerter machen: Für einen kostenlosen ÖPNV für alle, eine Arbeitszeitverkürzung und gut bezahlte und ökologische Arbeitsplätze.
Gemeinsame Kämpfe
Die gemeinsame Kampagne von Fridays For Future, des Studierendenverbandes SDS und ver.di im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie dies gelingen kann: Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten unterstützten den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im ÖPNV. Die Kolleginnen und Kollegen von ver.di positionierten die Forderung nach einer grundlegenden Verkehrswende prominent in ihrer Tarifrunde.
Das Märchen von Arbeitsplätzen vs. Klimaschutz überlassen wir der schlafenden Politik von Union und SPD. Wir kämpfen dafür, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen für alle lebenswerter werden und der Wandel von denjenigen bezahlt wird, die vom zerstörerischen Ist-Stand profitieren!
Von Marvin Block und Lorenz Gösta Beutin