von Garry Knight from London, England (Jeremy Corbin) [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons

Der radikale Durst nach Veränderung und Jeremy Corbyn

Morgen wird in Großbritannien gewählt und der Ausgang ist noch nicht klar. Aber Jeremy Corbyns Wahlkampagne hat bereits gezeigt, dass Millionen von Menschen eine wirkliche Veränderung in Großbritannien wollen.

Bei Beginn der Kampagne lag Labour in den Wahlumfragen 20% hinter den Konservativen. Alle – einschließlich der Medien und der Parteirechten – haben sich gegen Corbyn vereint. Es schien, als wäre das einzig mögliche Ergebnis ein klarer Wahlsieg der Tories.

Doch innerhalb weniger Wochen hat sich die Situation stark verändert. Corbyn hat gezeigt, dass man mit linken Ideen viele Zuhörer erreichen kann.

Labours Wahlprogramm (Manifesto) verspricht die Verstaatlichung der Bahn, die Abschaffung der Studiengebühren, eine erhöhte Besteuerung der Reichen und eine Erhöhung des Mindestlohnes. Eine radikale Veränderung im Vergleich zu der „abgeschwächten Austeritätspolitik“, die Labour in den Jahren zuvor vertrat.

Und obwohl die Rechten diese Ideen als lächerlich und unpopulär darstellen, hat Corbyn damit große Unterstützung in der Bevölkerung gewonnen. Corbyns Unterstützung stieg vor allem nach inhaltlich stark linken Reden.

Wie die Financial Times am Donnerstag zugab, hat Corbyn „Entgegen aller Schwierigkeiten, die Wahl 2017 zu einen ernsthaften Wettkampf gemacht.“ „Die Vorstellung, dass Corbyn wenige Tage vor der Wahl Chancen auf einen Sieg hat, überrascht die Experten, die Konservativen und sogar viele seiner eigenen Abgeordneten.“

Große Kundgebungen mit vor allem jungen Menschen aus der Arbeiterklasse haben Corbyns Kampagne geprägt. Am Montag haben ihm mehrere Tausend, trotz des Regens, in Gateshead zugehört. Zuvor zog er über 2.000 Zuschauer in Birmingham, 3.000 in Leeds, 3.500 in Hull, 1.000 in Scarborough und mehr als 1.000 in York und Glasgow an.

Radikal

Corbyns Erfolg ist ähnlich wie bei anderen linken Politikern. Da die etablierten Parteien die ArbeiterInnen angreifen und daran scheitern, die Probleme der Wirtschaftskrise zu lösen, suchen die WählerInnen nach „radikaleren“ Lösungen.

Manchmal wird diese Stimmung von rassistischen und rechtsextremen Kräften ausgenutzt.

Aber in den USA hat Bernie Sanders bei den Vorwahlen der demokratischen Partei fast 13 Millionen Stimmen erhalten. Sanders, der sich selbst als Sozialisten bezeichnet, hat zwar gegen Hillary Clinton verloren. Aber er konnte in 23 Staaten gewinnen. Und seine „radikale“ Botschaft zog Zehntausende zu seinen Kundgebungen in den Vereinigten Staaten.

In Frankreich hat der linke Kandidat fast 20 Prozent in der ersten Runde der diesjährigen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Bei den unter 24 Jährigen konnte er die meisten Stimmen gewinnen.

In Griechenland wurde 2015 die „linksradikale“ Partei Syriza mit dem Versprechen gewählt, Schluss mit den etablierten Parteien zu machen und die Austeritätspolitik zu beenden. Die Erfahrung Syrizas zeigt jedoch, dass es Grenzen gibt, den Kapitalismus zu reformieren. Aber ihre damals wachsende Unterstützung zeigte auch, dass der Rechtsruck nicht überall stattfindet. Es gibt eine Zielgruppe für linke Ideen und einen Wunsch nach radikalen Veränderungen.

Sadie Robinson veröffentlichte diesen Artikel in Ausgabe 2557 des Socialist Worker. Aus dem englischen von Nikita Kubasov.

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