Das Verhältnis zwischen Politik und Religion ist fast so ambivalent, wie die Auslegung der Religion an sich. Was soll man mit diesem komischen Ding Namens Religion machen? Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Judentum, Zoroastrismus und wie sie nicht alle heißen. Viele Europäer glauben, sie ist etwas antiquiertes, was man hinter sich lassen müsste. Schaut man jedoch in die USA, Lateinamerika oder den Nahen Osten, ist Religion so lebendig wie nie zuvor.
Nach Talal Assad ist die Trennung von Religion und Politik ein modernes Phänomen des „Aufgeklärten Europas“, welches jedoch nur temporär und lokal begrenzt ist. Er erklärt im Umkehrschluss, dass der Begriff Religion somit aus einer ethnozentrischen Perspektive nicht auf andere Regionen oder „Machtstrukturen“, wie den Islam, übertragbar seien. Vielmehr seien Macht und Religion miteinander verbunden und könnten nicht getrennt werden. Das Christentum des heutigen Europas ist somit eine historische Ausnahme.
Religion: Ein verschwindendes Phänomen?
In dem Aufsatz „Zum Verhältnis von Religion und Politik in Europa“ von Anja Henning, versucht die Autorin dem Zusammenhang zwischen Religion und Politik im heutigen Europa nachzugehen. Die Autorin stellt sich die Frage, ob Religion im politischen Feld zugenommen hat oder durch vermehrte Konflikte lediglich präsenter ist. Bei der Untersuchung des Verhältnisses zwischen Politik und Religion wird ein vermeintlich großer Rahmen, sowohl für Politik, als auch für Religion gesteckt: „Das, was Religion vom Profanen unterscheidet – der Glaube an einen gemeinsamen Gott, das Transzendente –, ist zwar für das Religionsverständnis wichtig, für die Analyse von Religion und Politik aber zweitrangig.“ – Es wird schnell klar, dass für religiöse Diskurse in der Politik verschiedene Ansätze existieren. Auf der einen Seite steht die Religion, auf der anderen Seite die Politik mit ihren Ideologien, Wahlprogrammen und Parteien. Der erste „Befund“ für die Parteien- und Machtverhältnisse nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland ist, dass „mit Ausnahme der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU)“ und „der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU)“, christliche Parteien in Deutschland und im restlichen Europa an Bedeutung verloren haben.
Comeback der Religion
Henning attestiert der Religion seit 1979 und der Revolution im Iran, sowie den Anschlägen vom 11. September 2001 ein Comeback im öffentlichen und politischen Diskurs. Als Beweise für die Machtfülle von Religion im politischen Bereich, zählt die Autorin unter anderem den starken Einfluss der Kirchen und anderer konservativer Gruppen auf Moralvorstellungen und Gesetzgebung in einigen europäischen Ländern auf. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, dass konservative Kräfte wie z.B. Evangelikale, die katholische Kirche oder konservative muslimische Gruppierungen den Diskurs nicht in allen Bereichen dominiere. Kam es in Polen nach der Öffnung 1989 zu konservativen Gesetzen wie dem Verbot der Abtreibung und „Anti-Homo-Ehe“-Kampagnen, öffneten sich in Spanien und Portugal die regierenden dieser Form der Ehe, trotz starker Proteste religiöser Akteure – in diesem Fall der katholischen Kirche. Religion ist demnach nach wie vor ein Machtfaktor oder wird zumindest von politischen Akteuren wie Parteien und Institutionen als solcher wahrgenommen. In Deutschland fühlen sich ganz besonders konservative politische Parteien mit religiösen Akteuren verbunden.
Feuerbachs Religionskritik
Der Ursprung moderner Religionskritik, wie sie in Teilen der Linkspartei ausgeübt wird, geht auf Hegel, Marx und Feuerbach zurück. Feuerbach sah im Christentum eine Selbstvergötterung des Menschen. Für Feuerbach ist der entscheidende religiöse Akteur der Mittler. Er führt das Bedürfnis der Menschen nach Religion auf ein Abhängigkeitsverhältnis zurück: Die Abhängigkeit der Menschen von der Natur. Diese manifestiere sich bei höher entwickelten Gesellschaften in Religionssystemen, deren Zweck die Überwindung dieses Abhängigkeitsgefühls sei, um zur „Vergötterung“ des Menschen zu gelangen. Zu einem ähnlichen Schluss kommt Karl Marx in seiner Auswertung der
Thesen Feuerbachs:
„Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d’honneur Ehrenpunkt, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.“
Häufig wird hier aus der marxistischen Kritik an Religion ein „flaches“ „Religion ist Opium für das Volk“. Marx identifiziert in dieser Stelle vielmehr den funktionalistischen Charakter von Religion als „Ausdruck“ und „Manifestation“ von Elend und des Auseinanderklaffens von Bedürfnissen und Wirklichkeit der Menschen. Religion ist damit per se nicht etwas Schlechtes. Religion ist vielmehr ein Spielball der Mächte eines Landes, einer Region oder einer Machtsphäre überhaupt und wird erst durch diese Instrumentalisiert, oder eben nicht. Daher ist das Verdammen jeglicher Religion aus dem öffentlichen Raum und das dauerhafte kritisieren jeglicher religiöser Positionen, ohne die Hervorhebung der positiven Effekte bestimmter religiöser Praxen schlichtweg falsch. Wir benötigen einen Umgang mit Religion, der sowohl die Rechte von religiösen Minderheiten verteidigt, als auch Religion dort angreift, wo sie sich mit der politischen Macht verwebt und damit instrumentalisieren lässt – wir benötigen laizistische Kritik ohne Religion als solche zu verdammen.
5 Antworten
Religion ist das älteste, bekannteste, lukrativste, wirkungsvollste Geschäftsmodell, das den Übergnag vom innerem Glauben, auf das Kapital, als Gott , ermöglicht hat !
Oder anders: Gib mir Dein Geld und wir kümmern uns um Dein Seelenheil ! Heil !
Du willst doch auch nicht, das Dir was passiert ?
Ich glaube an das Gute im Menschen und an das Schlechte in der Religion.
„Religion ist Opium für das Volk“ – diesen satz von marx kann man kritiklos übernehmen. religion (und esoterik) ist etwas schlechtes, weil sie sich gegen die vernunft richtet. jede religion unterscheidet zwischen gläubigen und ungläubigen und wertet nebenbei auch noch. die extremisten unterscheiden sich von den anderen religösen nur in der konsequenz, mit der sie ihre glaubenssätze verfolgen. in den „heiligen schriften“ aller religionen finden sich aufrufe zu straftaten, für die jeder buchautor heute zu recht ins gefängnis müsste. mit religiösen menschen können sie nicht diskutieren. von ihnen geht immer eine latente gefahr aus und die antiterroreinheiten sind die einzige sprache, die sie verstehen.
Wirkliche Religion ist nur das, was man aus freiem Willen fühlt, denkt und tut… nicht das, was irgendwo als Dogma geschrieben steht. Dabei gehe ich davon aus, dass jedem Menschen ein Gewissen angeboren ist, das es durch Erziehung, Schule und Ausbildung zu fördern gilt. Das aber ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Durchsetzungsvermögen und damit Rivalität gehört statt Hilfsbereitschaft zu den schulischen Zielen.
=> Zu den allerschlimmsten Verrätern jener barmherzigen Gottheit – in dessen Namen sie Amtseide schwören – zählen auch die von Ihnen gewählten und finanzierten Spitzenpolitiker. Warum ? Als Blasphemisten und Hypokriten liessen und lassen jährlich Tausende von Mitmenschen absichtlich verhungern !
=> Die Beweise finden Sie im neuen Buch
=> „Der Kampf gegen die Unmenschlichkeit wird hiermit eröffnet.“
Die Grundlagen des Buchinhaltes bilden wörtliche Zitate der Stellungnahmen zu Petitionen, die eingereicht worden sind bei den verantwortlichen Spitzenpolitikern der EU und zwei Staaten Europas. Die Verwerflichkeit der Stellungnahmen hat eine Strafanzeige gegen die gesamte Führungsriege eines massgebenden UNO-, NATO- und EU-Mitgliedstaates zur Folge… eine Strafanzeige, die ebenfalls im Buch wörtlich aufgeführt ist.
=> Die Öffentlichkeit hat das Recht, über den wohl grössten politischen Skandal in der 70-jährigen Geschichte der UNO informiert zu werden… den die linientreue Presse – da alle Parteien involviert sind – totzuschweigen versucht.
=> Lesen auch Sie das brisante Buch mit ISBN 978-3-906189-07-9… das erhältlich ist in jeder Buchhandlung, via Internet und auch Verlag unter „shop.peronegro.com“ (portofrei für BRD, A, CH und FL).