Ach ja, dat selbe wie jedet Jahr, nich wa? Weihnachten steht vor der Tür. Für die meisten einfach nur Stress, weil se ihre Familie ertragen und unnötige Shoppingtouren hinter sich bringen müssen. An jeder Ecke erinnert uns ein aufdringlicher Spendensammler, doch für jenes oder wat andres zu spenden: Dat hat alte „jute“ christliche Tradition: Die Münze im NGO Kasten klingt, die linke Seele aus dem Fegefeuer springt, oda so ähnlich. Währenddessen müssen sich Verkäuferinnen und Verkäufer unsäglichen Kundinnenströmen entgegenstellen, die mit aller Macht versuchen, allet leer zu kaufen und ihre schlechte Laune an den unschuldigen Arbeitnehmerinnen auslassen, schön is dat nich. Haltet durch liebe Angestellte – bald ist es geschafft!
Jedes Jahr dat gleiche: Die Weihnachtsdekoration und Knabbereien stehen seit September inne Kaufregal. Spätestens im November beginnt der eigentliche Schock für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel, dat Weihnachtsgeschäft. Wenn unzählige Kundinnen und Kunden anfangen, wie bekloppt Duschgel, Deos, Fernseher, Alkohol oda sonst wat zu kaufen. Sacht ma, wat soll das? Braucht ihr dat allet wirklich? Wem schenkt ihr sone Krams? Vielleicht sollten alle mal in sich jehen und überlegen, ob wirklich jedes einzelne Geschenk so notwendig is. Nich dat ich was jegen dat schenken generell hätt, dat ist scho in Ordnung. Die Menschen die man liebt freuen sich, wenn man sich jedanken gemacht hat. Aber wenn man der puckeligen Verwandschaft, die man sonst nur alle zehn Jahre sieht, unbedingt totalen depperten Nippes schenken muss, da stoß ich scho an die Grenzen meines Verständnisses.
Verkäuferinnen dieser Welt, vereinigt euch!
Ja, ich weiß wir ihr euch fühlen müsst. Ich habe häufig genug im Einzelhandel ausjeholfen, vor allem zur Weihnachtszeit. Die Umsätze steigen so dramatisch, das man sich fracht, ob die Menschens bekloppt jeworden sind. Wenne dann noch scheiße bezahlt wirst und unter massivem Druck vonne Chef stehst, ist der Nervenzusammenbruch fast vorprogrammiert. Da kommens dann die Kunden, die der Meinung sind, alles sofort und überall bekommen zu müssen. Wenne dann mal nicht kannst, bisse gleich der Arsch vom Dienst. Sacht mal, geht‘s noch? Ist euch nich klar, dass der Verkäufer da vor euch nicht gerade in Saus und Braus lebt, dass er auch nur ausführender Arm eines Unternehmens ist, das euch mit Weihnachtswerbung und Konsumterror möglichst viel Geld aussa Tasche ziehen will? Ich konnt in meiner Verkäuferzeit immer nur den Kopf schütteln, inzwischen erwische ich mich selbst dabei, wie ich Kundinnen anschreien möchte, die sich im Ton gegenüber den Verkäuferinnen vergreifen, last dat!
Hoch die Kundinnen-Solidarität
An all die gepeinigten Seelen da draußen, die die letzten Wochen im Einzelhandel oder der Logistik arbeiten mussten: Unsere Gedanken sind bei euch und euren unzähligen Überstunden, den unfreundlichen Kunden und Chefs, dem krassen Weihnachtsstress und sie werden während Weihnachten auch bei den Tankstellen- und Krankenhausmitarbeiterinnen sein sowie darüber hinaus bei den Umtauschwellen im Januar und im Kampf gegen schlechte Bezahlung, Ausbeutung und den janzen anderen kapitalistischen Scheiß, immer und überall. Und an alle Shoppingsüchtigen: Kauft eure Geschenke nicht immer auf den letzten Drücker, kauft vielleicht auch mal weniger Nonsens ein und vor allem, seid freundlich zu allen Verkäuferinnen und Verkäufern. Diese haben so viel Stress zu ertragen, dass se häufig kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen. Einmal mehr Bitte, Danke und ein kleines Lächeln können den ganzen Tag der Angestellten verändern und euch kostet et keinen müden Cent.
Weniger ist mehr
Der deutsche Einzelhandel macht Rund um Weihnachten 75 Milliarden Euro Umsatz, 2,5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Dat is ein Fünftel des janzen Umsatzes in einem Jahr! Dat bedeutet das sich zu Weihnachten der Umsatz verdoppelt, also doppelt so viel zu tun is. Aber warum kaufen wir so viel ein, als ob wir alle Doll wären oder Drogen jenommen hätten? Ein Grund dafür ist natürlich die bescheuerte Werbung die wir uns den janzen Tag reinziehen: Plakate, Fernsehen, Radio, Internet…überall, ständig. Da wird mit unseren Emotionen gespielt, unseren Bedürfnissen und damit, was sozial Angebracht ist. Also z.B. sinnlose Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Wer freut sich schließlich nicht, wenn er die fünfte Schachtel Billigpralinen, Duschzeugs oder nen schlechten Wein bekommt. Der gesellschaftliche Zwang uns anzupassen, dazuzugehören ist riesig. Dabei sollte man sich einfach ein bisken Gedanken machen, wat man wirklich braucht und wat nicht.
Und da is noch die Wirtschaft die uns erklärt, dat die größte Freiheit die wir ham die Konsumfreiheit ist. Unser allerhöchstes Glück, fass ich das? Ehrlich, ich brauch keine 20 Sorten Toilettenpapier. Und mit Freiheit hat dat auch nix zu tun. Aber wie willse das den Menschen verklickern? Hauptsache sie konsumieren und denken sie wärn glücklich, seis drum. Aber wenn ihrs tut: Seid nett zu den Menschen die euch bedienen, die malochen auch nur für ihren kleinen Lohn und sind einfach nur gestresst. Mehr Ruhe und Gelassenheit, so wie es an Weihnachten ja eigentlich sein sollte, würde uns besser zu Gesicht steh‘n.
Eine Antwort
das fest der besinnung–es ist zum totlachen wie beklopft die menschheit ist und immer war