Klimaproteste im Leipziger Land

Der kleine Ort Pödelwitz bei Leipzig ist im Ausnahmezustand. Einen Steinwurf vom Gelände der Kohlegesellschaft MIBRAG haben sich über 1000 Menschen einen Ort zum Diskutieren, Aktivieren, Vernetzen und nicht zuletzt zum sozialen Austausch geschaffen. Basisdemokratisch und friedlich setzen sich die bunt gemischten Menschen für Klimaschutz und die Abschaffung von Energie aus Kohleverbrennung ein.

Pödelwitz ist ein Beispiel für Zweierlei. Ein vom Tagebau bedrohter Ort, zum Teil leer gezogen und in den Händen der Braunkohleindustrie, aber auch eine idyllische Siedlung mit altem Baumbestand und alten Häusern, verschlafen und ein bisschen vergessen. Umgeben ist alles von einer Tagebau bedingten Mondlandschaft, hunderte Meter breite Krater, nachts beleuchtet, wie ein UFO Landeplatz. Der Raubbau als mahnende Kulisse. Hier ist der beste Ort um zu sehen, wofür es sich lohnt zu kämpfen: Klimagerechtigkeit, Investitionen in erneuerbare Energien und einen Stopp von Kohleabbau und -verbrennung. Ein Kampf der im Camp mit friedlichen Mitteln geführt wurde, Worte und Taten für eine gemeinsame Zukunft.

Kohlestopp, was bedeutet das konkret? Im Parteiprogramm setzt sich DIE LINKE für  einen kompletten Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung bis 2035 ein. DIE LINKE fordert ein Sofortprogramm mit schnellem Kohleausstieg und einem Fond zur Absicherung der Beschäftigten. Bis 2020 müssen die zwanzig ältesten Kraftwerke abgeschaltet werden. Deutschland braucht zudem ein Investitionsprogramm zum Ausbau des ÖPNV und eine spürbare Senkung der Fahrpreise, bis hin zum gebührenfreien ÖPNV.

Der CO2-Ausstoß durch Verbrennung von Kohle ist eine der treibenden Kräfte des Klimawandels und die Ausbeutung von Kohlelagerstätten zerstört Dörfer, Landschaften und die Umwelt.

Zum Aktionstag am Samstag wurde auch an verschiedenen Positionen das Kraftwerk in Lippstadt besetzt, ein beeindruckender aber bedrückender Bau. Aus den Kühltürmen tritt weißer Rauch und im Sekundentakt fahren Einsatzwagen der Polizei an den Aktivist*innen vorbei. Sie erreichen ihr Ziel und es bleibt weitgehend friedlich. „Ich sitz und schwitz für Pödelwitz“ sagt eines der Transparente, denn es sind 30°C und es gibt wenig Schatten.

Mittendrin in den Protesten ist Johanna Scheringer-Wright, die Abgeordnete des Thüringer Landtags und landwirtschaftliche Sprecherin der Partei DIE LINKE.

Sie hat immer ein offenes Ohr und offene Augen, um zu unterstützen, Neues zu erfahren und ins Gespräch zu kommen, denn Klimapolitik ist ihr ein Anliegen. Zu Beginn führte sie ein langes Hintergrundgespräch mit den Vertretern der IGBCE (Gewerkschaft) vor Ort. Es arbeiten 2500 Menschen bei der MIBRAG, davon 300 Beschäftigte im Tagebau Vereinigtes Schleenhain, also maximal 300 Personen, die umgeschult und anderweitig beschäftigt werden müssten. Das könnte im Sektor erneuerbare Energien und Rekultivierung erfolgen und Pödelwitz wäre gerettet. Zudem hat Johanna Scheringer-Wright das Argument der IGBCE entkräftet, dass wir Kohlestrom bräuchten, weil wir nicht genügend Speicher für erneuerbare Energien hätten. Denn das Festhalten am Kohlestrom ist es, was dem Ausbau der Speicher entgegensteht. Erst kürzlich erklärte das Unternehmen TRIANEL, die Pläne zum Bau eines Pumpspeicherwerkes im Thüringer Wald bei Tambach/Dietharz ad acta zu legen, weil dieser Bau nicht lukrativ genug sei. Der Grund dafür  ist zu viel Kohlestrom im System. An diesem Beispiel zeigt sich der Teufelskreis des herkömmlichen Systems. „Zudem sollte die Energiegewinnung und Energiebereitstellung als Teil der Daseinsvorsorge dezentral in öffentliche Hand überführt werden, also direkt von den Kommunen und Bundesländern betrieben werden“, fügt Scheringer-Wright hinzu.

Während ihres Workshops im Open Space des Camps kam sie auch persönlich in Kontakt und ins Gespräch mit Teilnehmer*innen. Angereist aus Berlin bis Konstanz gab es eigene Eindrücke über Klimaworkshops und ökologischen Gemüsebau zu hören. Es wurde erörtert warum sich so wenig bewegt in der Klima- und Umweltpolitik und wo und bei wem mehr Druck aufgebaut werden muss, damit sich etwas bewegt. 

Die Abgeordnete nahm aktiv am Klimacamp teil und setzte sich als parlamentarische Beobachterin bei den Blockaden vor dem Tor dafür ein, dass bei der Räumung des Tores keine Übergriffe der Polizei stattfanden. Sie versteht sich als Teil dieser Bewegung und wird weitere Aktionen unterstützen – Für Klimagerechtigkeit und erneuerbare Energien. Wir erklären auch unsere Solidarität mit dem Klimacamp Rheinland und wünschen den Aktivist*innen viel Erfolg. 

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