Einmal im Leben Selbstversorger zu sein – davon träumt zwar nicht die Masse der Menschen, aber so dürfte der Wunsch nach mehr Verbundenheit mit der Natur für nicht wenige Menschen in diesen Zeiten zunehmen.
Der Autor des Buchs heißt Peter Wohlleben und er hat es als erfahrener Eifler Förster mit seinem Buch „Das geheime Leben der Bäume“ auf die Weltbühne geschafft. Wohlleben hat früh als Förster realisiert, dass der Mensch dem Wald keinen Gefallen tut, indem er ihn ausschließlich so nutzt, dass dieser den höchstmöglichen wirtschaftlichen Outcome aus dem Wald zieht. Das bedeutet dann: Monokulturen. Vor allem Nadelbäume (Flachwurzler), die dem Klimawandel sprichwörtlich nicht gewachsen sind und jetzt peux a peux aus den deutschen Wäldern verschwinden werden.
Die Wälder in Ruhe lassen und Kartoffeln ziehen
Die Erfahrungen von Wohllebens ersten beruflichen Stationen waren essenziell für das Wissen, welches er heute hat. Und so plädiert er immer wieder dafür, egal ob in seinen täglich erscheinenden Videos auf Facebook oder in seinen Büchern, dass wir die Wälder in Ruhe lassen sollen. Der Wald erhole sich schon selbst. Wie beim Menschen sind die Selbstheilungskräfte immens stark, wenn man dem nur ordentlich Rast und gute Nahrung gibt.
Und mit dieser Lesart habe ich das Buch „Anleitung für Selbstversorger“ gelesen: Es geht hier um die gesamte Beziehung von Mensch zu Natur. Wenn wir aufhören, den Wald ausschließlich als Holzquelle zu sehen und unsere Haltung von einer ausbeuterischen in eine symbiotische Lebensweise ändern, dann stellt sich folglich auch die Frage, ob die aus Chile stammende Kartoffel und der Apfel aus Neuseeland wirklich so viel Sinn ergeben.
Mit dem Nutzgarten die Haltungsänderung einläuten
Jeder, der mal einen Kürbis, eine Zucchini, Kartoffeln oder ähnliches mit seinen eigenen Händen geerntet hat, weiß um diese Bedeutung, sich zu einem gewissen Grad selbst versorgen zu können. Vom Geschmack mal ganz zu schweigen.
Wohlleben erwähnt auch an einigen Stellen im Buch, dass es in heutigen Zeiten einfach nicht erstrebenswert sein kann, sich vollständig selbst zu versorgen. Das Wort „Selbstversorger“ im Titel des Buches ist also mit Vorsicht zu genießen, denn jemand der sich zumindest zu 20–30 Prozent selbst versorgen möchte, muss dafür schon einige Wochenstunde für die Garten- und Pflanzenpflege einrechnen. Neben Berufs- und Familienleben wäre es auch nicht unbedingt gesundheitsfördernd, sich zu 100 Prozent selbst zu versorgen.
Pflanze was Dir schmeckt und was „funkioniert“
Das im A4-Format veröffentlichte Buch liest sich entspannt – es ist einfach und unterhaltsam geschrieben. Der Autor ist sich zudem nicht zu schade, über Fauxpas in seiner Selbstversorger-Geschichte zu schreiben. Man liest, lernt und hat schon die eigene Gartenlaube samt Ertrag vor Augen. Die vielen Fotos, Anekdoten und das geteilte Wissen über die komplexen und hochinteressanten Wirkungen in der Natur motivieren einen, am besten sofort mit der Teil-Selbstversorgung loszulegen.
Was hier in die Karten spielt: Es gibt kein Best-practices-Muster beziehungsweise je nachdem, welches Gemüse man anpflanzen und welche Tiere man halten möchte, gibt es Tipps an die Hand, aber keine klaren Vorgaben, wie man was zu tun hat. Vielmehr plädiert Wohlleben dafür, eben genau das anzupflanzen, was gut zum Klima und Boden passt. Welche Gemüsesorten kommen gut miteinander aus und kann man getrost in einem Beet zusammen anpflanzen? Wohlleben hat Tipps parat. Welche Tiere sind pflegeleicht? Welche verärgern eventuell den Nachbarn oder machen zu viel Mist und Arbeit? Wohlleben hat da Erfahrungen gemacht. Jeder kann sich seinen eigenen Garten, ganz nach seinem Gusto zusammenbauen – es bedarf eben nur ein wenig Vorwissens, welches man in diesem knapp 300-seitigen Buch erwerben kann.
Einfach ausprobieren, loslegen, sicher auch Fehler machen, nachjustieren, immer weiter lernen – und ab an die Ernte!
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