Kaiji – Gesellschaftskritik als Anime

Die Geschichte von Kaiji beginnt im Februar des Jahres 1997. Japan befindet sich im Griff der ersten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs – eine Zeit, die später als verlorene Generation in die Geschichte eingehen wird.

Der Protagonist der Serie, ein junger Mann namens Kaiji Ito, lebt zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre in Tokio. Aufgrund der Rezession befindet er sich in einer prekären Lage, so wie viele junge Menschen in dieser Zeit.

Um sich von seinen Lebensumständen und einer immer stärker werdenden Depression abzulenken, verbringt Kaiji seine Tage mit Glücksspiel, Alkohol, Zigaretten und Vandalismus. Doch diese Tage finden ein jähes Ende, als der Schuldeneintreiber Yūji Endō  an Kaiji herantritt.

Dieser unterrichtet Kaiji darüber, dass er wegen eines ehemaligen Mitarbeiters massive Schulden hat. Endo schafft es, Kaiji davon zu überzeugen, an einem Glücksspiel teilzunehmen, welches vom Finanzunternehmen Teiai Group ausgerichtet wird.

Was auf den ersten Blick wie eine einmalige Chance wirkt, den prekären Lebensumständen zu entfliehen, entpuppt sich als ein Spiel um Leben und Tod. Kaiji muss sich wieder und wieder gegen die Teiai Group behaupten, um sich seine Würde, seine Menschlichkeit und nicht zuletzt sein Leben zu bewahren.

Animee und Gesellschaftskritik

Anime entwickelte sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr zu einer Mainstream tauglichen Form des Entertainments, nicht nur in Japan, sondern auch immer mehr in Europa.

Serien wie One Punch Man, Attack on Titan oder Hero Academia haben Anime in der breiten Masse der Gesellschaft populär gemacht. Durch diesen Boom gibt es mehr Anime als je zuvor und dennoch lassen sich Anime, die eine relevante Gesellschaftskritik formulieren, nur sehr vereinzelt finden.

Kaiji ist eine von diesen Serien. Die Welt, welche in Kaiji dargestellt wird, ist eine, in der die Reichen rücksichtslos und mit voller Überzeugung die Armen und Schwachen ausbeuten. Die Antagonisten von Kaiji sind hervorragend charakterisiert und ihre sozialdarwinistische Ideologie wird von ihnen deutlich in ihren Reden, sowie in ihrem Denken und Handeln ausformuliert.

Der Hauptteil von Kaiji dreht sich um Glücksspiele; diese werden auch für Laien eingänglich präsentiert. Es ist zu jederzeit klar, um was es für Kaiji und seine Leidensgenossen geht: Jeder falsche Schritt kann fatal sein und die Konsequenzen von Fehlern können lebensverändernd sein.

Die Serie nutzt ihr Medium meisterhaft, um die verschiedenen Spielzüge und Situationen, welche sich in diesen Glücksspielen ereignen, zu visualisieren und jeden Zug, den die Spieler machen, maximal mitreißend darzustellen. Aufgrund der in Kaiji dargestellten Konflikte hat es die Serie auch knapp acht Jahre nach der letzten Folge geschafft, über die Grenzen Japans hinaus relevant zu bleiben. Die Serie umfasst dabei auch nur einen kleinen Teil der Handlung, welche im entsprechenden Manga behandelt wird.

Licht und Schatten

Auch wenn man Kaiji auch Menschen ans Herz legen würde, die normalerweise keine Animes anschauen, so gibt es auch einige Kritikpunkte. Kaiji ist eine Geschichte, die ausschließlich aus einer männlichen Perspektive erzählt wird. Frauen treten in dieser Geschichte nur sehr minimal auf und wenn, dann nur als Hintergrundcharaktere.

Die Handlung der Serie schreitet sehr langsam voran. Die in der Serie vorkommenden Glücksspiele werden sehr intensiv behandelt und detailliert beschrieben. So können sich Konfrontationen zwischen Kaiji und seinen Antagonisten über mehrere Folgen hinziehen.

Der Stil, in dem Kaiji animiert ist, kann für viele auf den ersten Blick abschreckend wirken. Da sich die Serie stark an dem unverkennbaren Charakterdesigns der Manga-Vorlage orientiert. Diese stehen gezielt den gängigen Konventionen von für Manga und Anime üblichen Charakter-Design entgegen.

Doch trotz all dem ist Kaiji eine der spannendsten Serien im Genre. Wer sich nicht von dem langsamen Aufbau der Serie oder dem expressiven Design abschrecken lässt, wird auch als Nicht-Anime-Fan bestens unterhalten.

Ein Beitrag von Max Peter, Mitglied im Vorstand der Linken in Marburg-Biedenkopf.

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