Wie Computer die öffentliche Meinung manipulieren

Es hört sich an wie Science Fiction, doch es ist bereits Alltag: Social Bots beeinflussen die öffentliche Meinung stärker, als es den meisten Menschen bewusst ist. Mitunter können sie das politische Klima in einem Land nachhaltig verändern.

„Es sind Fakeaccounts, die so tun als wären sie echte Menschen, in Wahrheit aber von einer dahinterliegenden Software gesteuert werden. Sie verbreiten Hasskommentare, oder es kann sein, dass sie Diskussionen ausweichen um diese in eine andere Richtung zu lenken oder einfach nur Unsinn posten“, erklärt Simon Hegelich, Professor für Political Data Science an der Hochschule für Politik an der TU München gegenüber dem WDR.

Twitter: jeder 5 Account ist ein Bot

Je nach Typ des Bots setzt so ein Fakeprofil bis zu 1.000 Tweets am Tag ab. Andere wiederum posten nur alle paar Tage einen tweet, um so den Anschein zu erwecken, es handle sich um einen echten Menschen. Doch nicht nur Twitter ist von Bots verseucht, auch die Kommentarspalten der großen Zeitungen sowie Facebook und Instagram sind die Heimat von Millionen von Bots. Auf Facebook sollen es mindestens 20 Millionen Bot-Profile sein.

Die Ukraine – Manipulation durch Bots

Bekanntestes Beispiel für eine Manipulation der öffentlichen Meinung ist der Bürgerkrieg in der Ukraine, während dem alle Konfliktparteien versuchten bestimmte Meinungen zur einzig „wahren Wahrheit“ zu lancieren. So zum Beispiel ein ukrainisches Botnetz, dass gezielt die Meinung und Darstellung des faschistischen Rechten Sektors hervorhob, während aus Russland Botnetze daran arbeiteten, die Meinung auf eine pro russische Seite zu ziehen.

„Manipulierte“ Wahlen in den USA

Auch in den USA sind Social Bots ein Problem. Man geht alktuell davon aus, so WDR5, dass Hunterttausende TrumpanhängerInnen auf Facebook, Twitter und Co. Social Bots sind, die eine Unterstützung des Rechtspopulisten durch Minderheiten simulieren. Dies führt in direkter Folge dazu, dass sich normale User selber beginnen zu Hinterfragen, sollten sie aus der gleichen Minderheit oder dem gleichen Milieu stammen, ob sie ihre Anti-Trump Position nicht überdenken sollten, da schließlich nicht alle irren könnten. Aber auch die Demokraten treiben ein böses Spiel: 62 Prozent der Hillary-Follower auf Twitter sind nach unterschiedlichen Studien Bots. So werden Themen gesetzt, Meinungen manipuliert und Unterstützungen simuliert, die nicht real sind, aber sehr reale Auswirkungen haben.

Pegida nutzt Bots?

Bot-Netzwerke sind nicht nur im Ausland ein Problem, sondern auch in Deutschland, wo der öffentliche Diskurs immer stärker durch Computer und Social Bots beeinflusst wird. Besonders in der gesamte Flüchtlingsdebatte ist das Bot Problem auffällig. Viele Social Bots unterstützten die Pegida Bewegung, so Professor Hegelich. Hashtags wie Pegida, RefugessNotWelcome und Rapefugees werden von vielen Bots aus den USA bespielt, die eng mit der WhitePower Bewegung zusammenarbeiten.

Demokratie in Gefahr?

Inbesondere Twitter ist anfällig für solche Bots, da der Social Media Dienst Trends nach der Häufigkeit von „Erwähnungen“ erstellt: Wenn nun genügend Bots ein bestimmtes Wort oder einen Hashtag nutzen, kann man so die öffentliche Wahrnehmung über Trends über die Menge an Kommentaren beeinflussen. Die Beeinflussung und Manipulation ist wesentlich Stärker, als man in der öffentliche Meinung wahrhaben möchte. Nach Hegelich ist jede Debatte in den Social Medias von Bots und den dahinterstehenden Interessensgruppen manipuliert.

Gefahr für den Journalismus

Nicht nur das Bots damit die öffentliche Meinung, die Stimmung und mehr manipulieren können, sie setzen mit ihren Fakeprofilen Trends und stoßen die öffentliche Debatte in eine Richtung, die häufig von Journalistinnen aufgegriffen wird. Dutzende hässlicher Kommentare finden sich dann in den Zeitungen wieder von Profilen, von denen man gar nicht weiß, ob sie überhaupt realen Personen gehören. Denn nicht nur auf Twitter und Co. finden sich Fakeprofile, sondern auch in den Kommentarspalten der großen Medienhäuser. Journalistinnen greifen diesen Debattenstand auf und geben ihn unter Umständen selber wieder. So wird Meinung aus der Konserve gemacht, so beeinflussen Computer bereits heute unsere öffentliche Debatte. Weitere Infos findet ihr in den WDR5 Podcasts.

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9 Antworten

  1. also, das erscheint ausnahmsweise mir als „Verschwörungstheorie“, es ist bequem so die Postings „wegzudiskutieren“.

    Die großen Zahlen sind doch ganz ohne Bots erreichbar, und die verkündeten Meinungen sind ja tatsächlich verbreitet. Will sich da jemand vor diesen Meinungen drücken – gerade wenn man sie jeweils nicht teilt, sollte man dem Problem ins Auge schauen …

    1. @Franz
      hallo ,
      kennst du IBM Watson ?
      oder Aladin von Blackrock ?

      Nein…dann frag google nach den Beiden .

      oder lese Yvonne Hofstaedter „Sie wissen alles “
      ,Kai Schlieter „Die Herschaftsformel “
      Die im Artikel dargestellte Welt ist real . Ob ich ein Bot oder Mensch bin lässt sich nicht unterscheiden .
      KI ist lägst unter uns .Führt , gängelt und macht Meinung , genauso wie im Artikel aufgeführt .
      gruss
      bonnie

      1. „Nein…dann frag google nach den Beiden .“

        ok – ich war zu knapp.

        Die Technologie als solche wollte ich nicht bestreiten, die flutscht sicher auch, meine technische Phantasie oder auch das Verständnis kommen da problemlos mit ;-)

        Nur klingt die Argumentation im Text für mich zu sehr, dass man bestimmte Positionen dadurch „wegzudiskutieren“ versucht, oder kleinzureden bzw. verharmlosen, je nachdem, das ist alles.

        Aber sicher bin ich natürlich nicht, welche Gewichte die verschiedenen vorherrschenden Stränge der „Meinungsmache“ haben.

        Es existiert natürlich jede Mange Manipulation, sie funktioniert viel zu oft, für mich auch schwer zu ertragen wie bedenkenlos die Leute auf Facebook, Youtube/Google und andere Datenkraken abfahren und ihr „Hausrecht im Internet“ preisgeben. Emanzipation im Internet gibts zwar, wird aber von der Masse der anderen überwältigt …

    2. @Bonnie, noch was:

      die beiden Bücher kann ich jetzt nicht lesen, aber die beiden Google-Beispiele sind deutlich handfestere Anwendungen als im Artikel, versuchen Entscheidungsgrundlagen zu automatisieren, schon was anderes als Meinungsmanipulation. Natürlich ist KI weiter als vor 20 Jahren, und es gibt kaum erkennbare Schranken. Aber auch Zweifel, was davon belastbar ist.

      Ich akzeptiere natürlich auch, dass die zitierten Hochschulleute mit Spidern und weiteren Werkzeugen Auswertungen machen können für ihre Thesen – nur hilft das in meinen Augen nicht im Umgang mit den Positionen …

      1. @Franz
        hallo ,
        belastbar ist eines ….ich wiederhole mich .
        Ob ich ein Algrithmus bin oder ein Mensch , oder umgekehrt , ob du ein Mensch oder ein Programm ( BOT ) bist , kann keiner von uns beiden feststellen .
        nicht am Computer /Phone ect .
        Hausrecht im Internet hat die NSA , und das kann dir nun als Verschwörungstheorie vorkommen ,
        denn es ist eine . Unter Anderem darauf basierend ,, das eric schmidt ( Google ) heute für das Millitär arbeit ( wir erinnern uns ?…google „Dont be evel „) .Darauf das die Darpa genau solch eine Technologie ….wie google ausschrieb , lange bevor Google uns katalogisiert hat. Google brain ist militärische KI in pseudo Privatbesitz .
        Facebooks “ Time line“ ist auch eine Ausschreibung der Darpa. 10 jahre bevor es facebook gab .
        Das Internet , wie wir es kennen gehört der NSA . Und die wird zu 80% privat finaziert .
        Ende der Verschwörungstheorie .
        bonnie

      2. (weiß grad nicht, wie ich den Fluß zusammenhalten kann)

        – z.T. schreiben wir aneinandar vorbei:
        daß Google längst nicht mehr (wenn jemals) „kein do not evil“-Konstruct ist, darüber schrieb ich doch gar nicht, nur dass die beiden erwähnten Beispiele sich um etwas anderes drehen!

        Und die technischen Möglichkeiten sind mir klar (Ics für Reverse-engineering unter Aufrechterhaltung der Funktion „anbohren“, ohne dabei die Detektionselektronk zu aktivieren, die genau zu dem Zweck eingebaut ist, das zu verunmöglichen … ;-) um mal ein Hardwarebeispiel einzuflechten ;-)

        Ich unterstellte auch nirgendwo, daß es Manipulationen nicht gäbe (ich gehe natürlich auch davon aus), ich predige weder Naiivität noch Gegenverschwörung.

        Ich will lediglich darauf hinweisen, dass solche Vorgänge auch mal einen bequemen Vorhang darstellen können, um sich um die Auseinandersetzung mit manchen Fragen zu drücken – im Ausgangsbeispiel ging es um den Umfang von „störenden“ Positionen im Web.

        — Franz

    3. @Franz
      ja , da habe ich dich nicht richtig verstanden . Wollte wohl schnell loswerden was ich weiss .
      Ohne wirklich zu lesen was du geschrieben hast .
      #Schnelles Denken , ist nicht immer ziehlführend .
      Ich selbst hab bei mir die Tendens festgestellt , das ich zunehmend ablehnend auf andere Meinungen reagiere , wenn die Texte ellenlang sind und nichts ausser Bildung enthalten , Viel intelektuelles geschwafel , aber keine ziehlführende Info zum Thema .
      Da denke ich seid einiger Zeit dann immer öfter an BOTS . Früher sind mir solch lange Texte in einem solch hochschulartigen Stiel nicht so oft untergekommen . Ich bin ein Mensch mit überdurchschnittlich viel Freizeit , es ist Zeitaufwendig und anstrengend lange Texte selbst zu verfassen .
      Für Menschen ,
      Manchmal kommen diese langen Antwort-Texte so schnell , da denke ich …so schnell kann kein Mensch schreiben . Mir sind diese Texte übrigens aufgefallen , bevor ich von den Bots wusste . Bis dahin fehlte mir jede Erklärung , und nun denke ich …du bist ja paranoid . Doch so einfach ist es scheinbar doch nicht .
      Bonnie
      ok genug

  2. Das mit den Social Bots ist eine Spitze eines Eisgebirges.
    Bitte lesen Sie von Robert Duncan dessen Schilderungen bzgl. US-Technologie zum Manipulieren von Menschen! (leider alles bisher nur im original, englisch)
    Im Internet findet sich aus mehreren Quellen der älteste Duncan-Text „The Matrix deciphered“ als pdf.
    Dann gibt es noch zwo Bücher: 1. Project Soul Catcher sowie 2. How to tame a Demon.
    Das Thema ist Duncans (von mir persönlich geteilte) These, dass US- und Russisches Militär parallel und voneinander unabhängig für militärische Anwendung elektronische Manipulations-Systeme entwickelt haben – und die erfolgreichen Produkte „unter der Decke“ halten.
    Nicht beweisbar. Wer solche Thesen vertritt, wird als Spinner/Fantast/paranoid abgeblockt.
    Aber versuchen Sie einmal, die Thesen dieses wissenschaftlich und wirtschaftlich leidlich erfolgreichen Harvard-Absolventen logisch zu widerlegen. Wird nicht einfach.
    Schönen Tag,
    Amsberg

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