Ehrenamt, wieso eigentlich?

Wahrscheinlich haben wir alle eine oder mehrere Personen in unserem Umfeld, welche sich ehrenamtlich engagieren. Besonders Universitäten sind auf ehrenamtliches Engagement angewiesen. Einführung der neuen Studis im ersten Semester? Wird ehrenamtlich gelöst. Eine Feier vom Fachbereich? Klar, das macht die Fachschaftsinitiative. Vernetzung und Hilfe bei Problemen von Studis? Richtig, wird auch ehrenamtlich gelöst.

Diese „Lösung“ von wichtigen anfallenden Aufgaben beschränkt sich aber nicht nur auf die Uni. An der Universität fällt es nur besonders auf, da die Studierenden scheinbar mehr als genug Zeit haben, noch ein (oder mehrere) Ehrenämter auszuüben. Auch außerhalb der universitären Bubble lässt sich beobachten, wie wichtige soziale Aufgaben durch ehrenamtlich engagierte Menschen abgedeckt werden. Obdachlosenhilfe, Hilfe in Asylunterkünften, Hilfe in Einrichtungen für ältere Menschen und, und, und. Auffällig ist hier, dass der soziale Sektor, welchen ein Sozialstaat immer in den Mittelpunkt stellen sollte, auf diese Hilfe angewiesen ist. Ich möchte hier nicht dazu aufrufen, Ehrenämter finanziell zu entschädigen, vielmehr möchte ich damit sagen, dass das Konstrukt des Sozialstaates eben nicht (nur) politisch zu schaffen ist, sondern eine Gesellschaft benötigt, welche das Soziale in den Mittelpunkt stellt. Laut Statista engagierten sich 2019 in Deutschland 15,98 Millionen Menschen, die 14 Jahre oder älter sind, ehrenamtlich. Eine sehr hohe Zahl – und dennoch gibt es noch sehr viele offene Stellen im Ehrenamt.

Ich habe das Glück, dass mein soziales Umfeld Verständnis für mein Ehrenamt hat. Dankbarkeit und Verständnis bekomme ich für das, was ich tue und wieso ich gern meine Zeit für mein Engagement nutze. Allerdings kenne ich auch Personen, welche nicht in dieser Situation sind. Erzählen sie von Stress oder Sorgen, bekommen sie als Reaktion: „Dann gib doch dein Ehrenamt auf!“ Das an einem Ehrenamt nicht nur die eigene Person hängt, sondern auch die Personen, denen geholfen werden soll, wird dabei vergessen. Denn der Antrieb, wenn es mal nicht läuft, ist die Dankbarkeit und das Verständnis.

Spielen wir einmal ein kurzes Gedankenspiel durch. Alle Ehrenämter fallen von jetzt auf gleich weg. Sportvereine können ihre Aktivitäten nicht länger anbieten, Obdachlosenhilfen können keine Hilfe mehr geben, Universitäten können die neuen Studierenden nicht mehr an das Unileben heranführen. Der soziale Sektor wird verkommen und die Idee des Sozialstaates bleibt eine Idee. Natürlich besteht der Sozialstaat aus mehr als nur dem Ehrenamt, aber er ist auf das Ehrenamt angewiesen. Wir alle sind auf ein soziales Miteinander angewiesen, zu Zeiten der Corona merken einige, dass eine soziale Isolierung schwierig ist. Wir merken aber auch, dass ehrenamtliche Aktionen, zum Beispiel das Einkaufengehen für Menschen aus Risikogruppen, unabdinglich ist.

Kurz gesagt, wünsche ich mir von euch, solltet ihr euch nicht bereits engagieren, zu schauen, ob ihr euch engagieren könnt. Solltet ihr dies nicht können oder auch wollen, macht euch keinen Vorwurf. Aber zeigt etwas Dankbarkeit und Verständnis für die Menschen, welche sich ehrenamtlich einbringen aus dem reinen Wunsch, anderen etwas zurückzugeben oder ihnen zu helfen, ihr Leben lebenswerter zu machen.

Ein Artikel von Max.


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