Die arabische Welt über die USA: Wir mögen euch Amerikaner, wir hassen eure Politik

Die arabische Welt pflegt deutlich positive Einstellungen gegenüber der amerikanischen Bevölkerung und klar ablehnende gegenüber amerikanischer Außenpolitik. Der Aufstieg von Donald Trump könnte die positiven Effekte der „Soft Power“ der USA in der arabischen Welt nun rückabwickeln und jahrzehntelange Arbeit durch Pöbelhaftigkeit, Rassismus und Militarismus untergraben.

Eine neue Meinungsumfrage in acht arabischen Ländern zeigt, dass 65 Prozent der Befragten „sehr positive“ oder „eher positive“ Einstellungen gegenüber der amerikanischen Bevölkerung hätten. Gleichzeitig gaben 61 Prozent derselben Befragten an, sie betrachten die US-Außenpolitik als „sehr negativ“ oder „eher negativ“.

Die Tatsache, dass Araberinnen und Araber weiterhin zwischen der amerikanischen Bevölkerung und der amerikanischen Außenpolitik unterscheiden, sollte eine gute Nachricht für die USA darstellen. Dies ist besonders beachtenswert, da Donald Trump zu Beginn seiner Präsidentschaft seine Weltanschauung des „America first“ verkündete, von der viele befürchteten, sie würde zur Marginalisierung der restlichen Welt führen.

Die Frage drängt sich auf, ob Trumps engstirnige und eigennützige Auffassung der US-Beziehungen mit der internationalen Gemeinschaft den guten Willen arabischer Bürger gegenüber ihren amerikanischen Pendants untergraben wird.

In der Tat lieferte die gleiche Frage, als sie vor einem Jahr gestellt wurde, ein Ergebnis von 73 Prozent positiver Einstellungen der arabischen Bevölkerungen gegenüber der amerikanischen – noch acht Prozentpunkte mehr als in der diesjährigen Umfrage.

Soft Power

Eine Studie des Pew Research Center von diesem Jahr ergab, dass, obwohl die Ablehnung gegenüber der Politik Trumps das weltweite Image der Vereinigten Staaten in Mitleidenschaft gezogen hat, die Mehrheit der Befragten in den untersuchten Ländern weiterhin positive Ansichten gegenüber den Amerikanern pflegt – in der arabischen Welt jedoch in geringerem Maße.

Einige mögen solch positive Wahrnehmungen der amerikanischen „Soft Power“ zuschreiben, die seit Jahren Teil der US-Außenpolitik ist. Im Gegensatz zur Hard Power fördert sie basierend auf Diplomatie, Bildung, Wirtschaftshilfe und anderen Prinzipien, die nicht auf Gewalt oder Zwang beruhen, die positiven Beziehungen zwischen Nationen.

Joseph Nye, der den Begriff Soft Power prägte, merkt an, dass „Ressourcen der Soft Power im Allgemeinen langsamer und diffuser wirken und mühsamer zu handhaben sind als Hard-Power-Ressourcen“ und dass es Jahre dauern kann, um Ergebnisse zu beobachten.

Trump, der Tyrann

Umgekehrt würden wir daraus schließen, dass die Auswirkungen der Soft-Power-Programme, die die Vereinigten Staaten seit vielen Jahren betreiben (trotz unterschiedlicher Finanzierungsniveaus), auch eine lange Zeit brauchen würden, um einen gewissen Rückgang zu reflektieren. Sehen wir zu einem solch frühen Zeitpunkt in Trumps Präsidentschaft bereits den Beginn eines solchen Niedergangs?

Die jährliche Vergleichsstudie der Soft Power 30, die eine Rangfolge der Soft-Power-Stärke verschiedener Länder erstellt (basierend auf Umfragewerten und sozialen, staatlichen und geschäftlichen Faktoren), hat ergeben, dass die Vereinigten Staaten ihr #1-Ranking aus 2016 verloren haben und im Jahr 2017 hinter Frankreich und Großbritannien nun an dritter Stelle rangieren.

Die Autoren erklären: „Der Aufstieg von Trump könnte als Bedrohung für die amerikanische Soft Power gesehen werden, nicht zuletzt, weil Trump mit seiner Art der populistischen Rhetorik dafür bekannt ist, internationale Allianzen abzuwerten. Der Präsident hat seine Vorliebe der Hard Power gegenüber der Soft Power zum Ausdruck gebracht.“

In der Tat ist die Hard Power der USA in erster Linie das, was die internationale Gemeinschaft derzeit in der Welt erlebt – Syrien, Iran, Nordkorea, Afghanistan und andere – sowie im Inneren der Vereinigten Staaten. Viele beschreiben Trump gar als Tyrannen, der unter dem Deckmantel von „America first“ den Multilateralismus dem Unilateralismus geopfert hat, und die Diplomatie der Pöbelhaftigkeit.

Politik oder Werte?

US-Außenminister Rex Tillerson sagte in seiner Rede vor Angestellten des Außenministeriums im Mai, „… alle unsere außenpolitischen Handlungen werden von unseren Grundwerten geleitet: unsere Werte rund um die Freiheit, Menschenwürde, die Art und Weise, wie Menschen behandelt werden. Das sind unsere Werte. Das ist nicht unsere Politik, das sind Werte.“

Durch die Aufspaltung solch universeller Werte – die vermutlich von der Mehrheit der Amerikaner vertreten werden – und der US-Politik wirft Tillerson ein Licht auf die Unterschiede zwischen der amerikanischen Bevölkerung und seiner Regierung.

Ein Beispiel lieferte Tillerson im März, als er mit der Tradition brach und den jährlichen Menschenrechtsbericht des Außenministeriums nicht persönlich vorstellte, was einige zur Vermutung verleitete, die Trump-Regierung räume den Menschenrechten nicht unbedingt eine hohe Priorität ein.

Es ist daher kein Wunder, dass die ACW-Umfrage weit auseinandergehende Einstellungen der Araber gegenüber der amerikanischen Bevölkerung (weitgehend positiv) und gegenüber der US-Politik (weitgehend negativ) aufdeckte.

Wenn Trump weiterhin rassistische, militaristische und White-Supremacist-Elemente in der amerikanischen Gesellschaft bestärkt, werden die derzeitig positiven Meinungen der Araber über die Amerikaner womöglich weiter rückläufig sein. Es ist klar, dass die Außenpolitik eines tyrannischen Präsidenten, der Hard Power gegenüber humanistischen Ansätzen klar bevorzugt, die hart erkämpften Effekte der amerikanischen Soft Power gefährden wird.

Ein solcher Ansatz wird letztendlich die positive Wahrnehmung der Araber gegenüber der amerikanischen Bevölkerung untergraben. Es wird interessant sein, die Ergebnisse der jährlichen ACW-Umfrage im Jahr 2018 zu betrachten, nach einem weiteren Jahr der Amtszeit von Präsident Trump.


Dieser Artikel von Zeina Azzam erschien zuerst auf Middle East Eye und wurde von Jakob Reimann für Die Freiheitsliebe übersetzt.

Zeina Azzam ist die Geschäftsführerin des The Jerusalem Fund und seines Bildungsprogramms, dem Palestine Center, mit Sitz in Washington, DC. sowie die Herausgeberin des Arab Center in Washington.

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