Oracle schlägt Microsoft im Wettbieten um TikTok

Partnerschaft statt Verkauf

Das Softwareunternehmen Oracle hat den Bieterwettberwerb um Tiktok gewonnen, berichtet die Washington Post. Es ist jedoch völlig unklar, was damit gewonnen wurde – denn die Schlüsseltechnologie der App soll weiter in der Hand des chinesischen Mutterkonzerns ByteDance bleiben.

Oracle ist am Sonntag überraschend als Sieger aus dem Bieterstreit um das US-Geschäft der Video-App TikTok hervorgegangen. Das berichten mehrere US-Medien übereinstimmend, darunter die New York Times und die Washington Post. Microsoft und Walmart, die als Favoriten galten, sind damit aus dem Rennen. Weder TiKTok noch Oracle wollten sich am Sonntagabend zu dem Deal äußern.

Dem Wall Street Journal zufolge soll TikTok keinen direkten Verkauf anstreben, sondern schlägt der Trump-Regierung offenbar einen Kompromiss vor, der es TikTok-Mutterkonzern ByteDance erlauben würde, den Besitz an der App zu halten. Oracle soll demnach „Technologie-Partner“ von TikTok in den USA werden und hätte die Hoheit über die Daten der US-Nutzer:innen, berichtet Reuters. Es klingt nach einer Lösung, die maßgeschneidert wurde, um die Sicherheitsbedenken und Auflagen der Trump-Regierung zu umgehen.

Verkauf unter Zwang

Bislang gehört TikTok dem Konzern ByteDance aus Peking. Die App hat in den vergangenen zwei Jahren weltweit einen rasanten Aufstieg hingelegt, vor allem für viele junge Nutzer:innen ist sie zu einer Schlüsselplattform geworden. In den USA sollen es mehr als 90 Millionen aktive monatliche Nutzer:innen sein. Es ist der derzeit größte Markt für die App.

Immer wieder stand die App in der Kritik, Nutzer:innendaten unerlaubt abgeschöpft zu haben oder politisch zu sehr unter dem Einfluss der chinesischen Regierung zu stehen. Zuletzt spitzte sich dieser Streit um geopolitischen Einfluss im Internet vor allem in den USA dramatisch zu.

Die Verhandlungen zu einer Übernahme der US-Geschäfte wurden notwendig, weil die Regierung von Donald Trump es künftig verbietet, weiter Geschäfte mit ByteDance zu machen. Konkret hatte Trump damit gedroht, die App ab dem 20. September aus dem Land zu drängen, sollte ByteDance bis dahin keinen US-Käufer gefunden haben. Vor einigen Tagen betonte er noch, dass diese Frist nicht verlängert wird. ByteDance klagt gegen die Verfügungen und beruft sich darauf, keinen fairen Prozess erhalten zu haben. Doch eine Gerichtsentscheidung würde wohl frühestens im Oktober erfolgen.

TikTok ohne Algorithmus

Zuletzt hatte die chinesische Regierung zudem überraschend ihre Ausfuhrregelungen verschärft und den Verkauf der App damit blockiert. Die Liste der genehmigungspflichtigen Exporte umfasst seit Ende August nun auch „IT-Technologien mit Personalisierung auf Basis von Datenanalyse“, also eine Technologie, die zentral für den Erfolg von TikTok ist. Der Empfehlungsalgorithmus entscheidet, welche Videos Nutzer:innen im For-You-Feed präsentiert werden. Er gilt als die wichtigste Komponente für den Erfolg der App.

ByteDance hatte nach Bekanntwerden der neuen Exportregeln angekündigt, sich strikt an die Auflagen zu halten. Am Sonntag berichtete die South China Morning Post, dass ByteDance den Algorithmus auf keinen Fall verkaufen wolle. Damit ist völlig unklar, wie die App in den USA weiter funktionieren würden, wenn Oracle Nutzer:innendaten sammelt und verwaltet, diese aber nicht mit dem Super-Algorithmus von ByteDance auswerten darf.

Das Komitee für ausländische Investitionen der US-Regierung muss den Deal noch abnicken. Laut Washington Post sei Trumps Administration offen für den Vorschlag. Oracles Führungsriege pflegt gute Kontakte zum Weißen Haus.


Dieser Artikel von von Chris Köver erschien zuerst hier auf netzpolitik.org (unter CC BY-NC-SA 4.0-Lizenz). Wir bedanken uns vielmals für das Recht zur Übernahme.


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