Klimabericht sieht Ursachen für Klimawandel bei den Reichen

Die erschreckenden Schlussfolgerungen des Berichtes des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) beherrschten letzte Woche einen Tag lang die Medien.

Die meisten Politiker und Zeitungen sind inzwischen nahtlos darüber hinweggegangen. Aber es gibt täglich Beweise für den Handlungsbedarf. Die Proteste der Extinction Rebellion kommen keinen Moment zu früh.

Jetzt hat eine Gruppe von Wissenschaftlern ihren eigenen Bericht veröffentlicht, weil sie glaubt, dass Politiker sich einmischen werden, um ihre politischen Empfehlungen abzuschwächen. Darin heißt es, dass große Veränderungen notwendig sind, um einen Klimazusammenbruch zu verhindern.

Die Treibhausgasemissionen müssen in den nächsten vier Jahren ihren Höhepunkt erreichen, und Kohle- und Gaskraftwerke müssen im nächsten Jahrzehnt geschlossen werden. Der Bericht fügt hinzu, dass reiche Menschen in allen Ländern überwiegend mehr für die globale Erwärmung verantwortlich sind als die Armen. Der Bericht stellt auch die kohlenstoffintensive Grundlage für das künftige Wirtschaftswachstum in Frage. Das Leck stammt aus dem bevorstehenden dritten Teil des bahnbrechenden Berichts des IPCC.

Der dritte Teil soll nicht vor März nächsten Jahres veröffentlicht werden. Eine kleine Gruppe von Wissenschaftlern beschloss jedoch, den Entwurf über den spanischen Zweig der Scientist Rebellion, einem Ableger der Extinction Rebellion-Bewegung, zu veröffentlichen. Die undichte Stelle spiegelt die Sorge einiger der an der Ausarbeitung des Dokuments Beteiligten wider, dass ihre Schlussfolgerungen vor der Veröffentlichung verwässert werden könnten. Die Regierungen haben das Recht, Änderungen an der „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ vorzunehmen.
Der Entwurf besagt, dass die obersten 10 % der Emittenten weltweit, d.h. die reichsten 10 % zwischen 36 und 45 % der Emissionen verursachen. Das ist zehnmal so viel wie die ärmsten 10 %, die nur für etwa 3 – 5 % verantwortlich
sind, so der Bericht.
„Die Konsumgewohnheiten von Verbrauchern mit höherem Einkommen sind mit einem großen Kohlenstoff-Fußabdruck verbunden. Die Spitzenemittenten dominieren die Emissionen in Schlüsselsektoren, so sind beispielsweise die oberen 1 % für 50 % der Emissionen aus dem Luftverkehr verantwortlich“, heißt es in der Zusammenfassung.

Der Bericht fügt hinzu, dass die Bereitstellung moderner Energie für all diejenigen, die derzeit keinen Zugang zu Elektrizität haben – 800 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Elektrizität – einen „vernachlässigbaren“ Effekt auf den Anstieg der Emissionen haben würde. Die Regierungen haben das Recht, Änderungen an der „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ vorzunehmen.

Der Bericht stellt fest, dass „Stranded Assets“ ein wachsendes Problem darstellen werden. ( Anm. Stranded Assets: Vermögenswerte, die dauerhaft von Wertverlusten bis hin zum Totalverlust gekennzeichnet sind, werden Stranded Assets – gestrandet – genannt. Ursache können die unmittelbaren Folgen des Klimawandels sein wie der steigende Meeresspiegel und in der Folge die Immobilienpreise in den küstennahen Regionen)
Kohle- und Gaskraftwerke, deren Lebensdauer normalerweise in Jahrzehnten gemessen wird, müssen innerhalb von 9 bis 12 Jahren nach ihrer Errichtung stillgelegt werden. Die Wissenschaftler schließen sich den jüngsten Empfehlungen der Internationalen Energieagentur an. Link: International Energy Agency.

Darin heißt es, dass keine neuen fossilen Brennstoffe entwickelt werden dürfen, wenn die Erwärmung der Welt nicht mehr als 1,5 °C betragen soll. CTXT, die spanische Publikation, der der Entwurf zugespielt wurde, sagte, er zeige, dass
die Weltwirtschaft rasch von der Abhängigkeit von konventionellem Wirtschaftswachstum weggeführt werden müsse.

„Der notwendige radikale Wandel in einem Wirtschaftssystem, dessen perverse Funktionsweise der Akkumulation und Reproduktion von Kapital in Permanenz uns an den aktuellen kritischen Punkt gebracht hat, wird nicht klar erwähnt“, schrieb CTXT.

Schuldenerlass für den Globalen Süden als Beitrag zur Finanzierung von Maßnahmen

Politiker im globalen Süden fordern den Erlass von Schulden bei Banken, Regierungen und Finanzinstituten, um Mittel für den Klimaschutz freizusetzen. Sheikh Hasina, die Premierministerin von Bangladesch, fordert, dass die
Entwicklungsländer keine Schulden mehr bezahlen, um die notwendigen Anpassungsmaßnahmen zu finanzieren.

Hasina sagte: „Es ist ungerecht, dass die Welt von den klimaschädlichen Ländern erwartet, einen so hohen Preis für die Emissionen anderer zu zahlen.“ Sie führt aus: „Die Finanzierungsströme, die von den Kohlenstoff-Schuldnerländern bereitgestellt werden – also den Ländern, die in der Vergangenheit die größte Verantwortung für die Verursachung dieses Problems trugen – liegen weit unter den 2009 in Kopenhagen und auf allen nachfolgenden COPs vereinbarten Werten. Die großen Emittenten haben ihren Teil der Abmachung nicht eingehalten, daher
müssen auch die klimaschädlichen Länder ihre Position ändern.“

Der ehemalige Präsident der Malediven, Nasheed, forderte als Reaktion auf den IPCC- Bericht von letzter Woche einen Schuldenstreik der gefährdeten Entwicklungsländer. Er sagte: „Dieser Bericht ist eine verheerende Nachricht für die am meisten vom Klima gefährdeten Länder, denn er bestätigt, dass wir uns am Rande des Aussterbens befinden.“ Der Klimawandel verstärkt das Argument, die Schulden zu streichen, die ohnehin aufgehoben werden sollten.

Doch einige derjenigen, die diese Argumente vorbringen, stehen Ländern vor, in denen es völlig an Klimaschutzmaßnahmen mangelt. Hasina etwa, die insgesamt mehr als 17 Jahre lang Premierministerin war, hat immer wieder konsequent Bosse verteidigt, die ihren Arbeitern unsichere Bedingungen auferlegen.

„Der erste Platz ist der schlechteste Platz“

Der Juli war weltweit der heißeste jemals aufgezeichnete Monat, wie eine US-amerikanische Bundesbehörde für Wissenschaft und Regulierung mitteilte. Die Daten zeigen, dass die kombinierte Land- und Meeresoberflächentemperatur 0,93 °C über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts von 15,8 °C lag. Dies ist die höchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen vor 142 Jahren. Der bisherige Rekord, der im Juli 2016 aufgestellt wurde, wurde in den Jahren 2019 und 2020 erreicht. In einer Erklärung erklärte die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), dass die „wenig beneidenswerte Auszeichnung“ des Juli Anlass zur Sorge gebe.

„In diesem Fall ist der erste Platz der schlechteste Platz“, sagte NOAA-Administrator Rick Spinrad. „Dieser neue Rekord unterstreicht den beunruhigenden und zerstörerischen Weg, den der Klimawandel für den Globus eingeschlagen hat.“
In der nördlichen Hemisphäre lag die Landoberflächentemperatur um „beispiellose“ 1,54 °C über dem Durchschnitt und übertraf damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2012.

Der Artikel erschien im Socialist Worker und wurde von Nina Albrecht übersetzt.

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