Das Monsanto-Projekt

Es gibt wohl nur wenige Unternehmen weltweit, die ein solch mieses Image haben wie der Saatgut- und Biotechkonzern Monsanto. Nun hat sich die Spitze des in der USA ansässigen Giganten mit einem weiteren Konzern zusammengetan, dem deutschen Chemie- und Pharmariesen Bayer. Die Verbrechen an Mensch und Umwelt, die durch Monsantos Milliardengeschäfte verursacht wurden, sollen durch die Übernahme vergessen werden. Zum Glück gibt es mutige Künstler wie den französischen Fotographen Mathieu Asselin, der das Schicksal der Leidtragenden eindrucksvoll dokumentiert hat.

Es ist zu durchschaubar, als dass man als Beobachter nicht den eigentlich Sinn der Marketingmaßnahme versteht, die Bayer mit der Namenstilgung Monsantos vollzieht. Der Name Monsanto ist belastet, ähnlich belastet wie die Böden, Pflanzen oder die menschliche Gesundheit, die unter den Monsanto-Verkaufsschlagern der letzten Jahrzehnte haben leiden müssen. Aus diesem Grund wird Monsanto – nach Eingliederung in den deutschen Bayerkonzern – seinen skandalträchtigen Namen verlieren. Die Produkte werden bestehen bleiben, angesichts der fatalen sozialen und ökologischen Ausmaße, die die Vertreibung der Monsanto-Erzeugnisse haben und hatten, ein Skandal. Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit sollen in Zukunft in Händen eines schier unkontrollierbaren Wirtschaftsgiganten sein. Für die Menschheit, die Bürger*innen und Verbraucher*innen dieser Welt, stellt die Fusion eine wahrhaftige Bedrohung dar. 

Die Liste dieser gesundheits- und umweltschädlicher Substanzen ist lang und die Verbrechen schreien zum Himmel, auch deshalb recherchierte und fotografierte Mathieu Asselin das toxisches Erbe Monsantos. Vom krebserregenden PCB zu „Agent Orange“, dem Entlaubungsmittel, das die US-Armee in den 1960er Jahren im Rahmen des Vietnamkrieges gnadenlos gegen Mensch, Tier und Umwelt einsetzte. Bis heute kennt jede*r die Bilder von getöteten, kranken und missgebildeten vietnamesischen Frauen, Männer und Kinder, die im Übrigen auch bei Nachfahren der US-Soldaten zu beobachten sind. Auch hier geben Asselins Bilder fotographisch Auskunft über die Macht der Zerstörung der Monsanto-Produkte. Unter dem Markennamen „Roundup“ ist das Totalherbizid Glyphosat bekannt, das mehr als nur im Verdacht steht, für unzählige Krebsfälle und schwere organische Missbildungen bei Mensch und Tier verantwortlich zu sein. Entlastende Studien kommen fast ausschließlich von vom Konzern beauftragte und bezahlte Wissenschaftler*Innen. Andere sind sogar gefälscht. Viele unabhängige Wissenschaftler*Innen und deren Gutachten, die auch der EU vor ihrer Entscheidung zur Verlängerung der Glyphosat-Lizenz vorlagen, sprechen eine ganz andere Sprache. Ganz zu schweigen von den – beispielsweise in Argentinien – Opfern des massenhaften Glyphosateinsatzes auf landwirtschaftlichen Flächen. Nun gelang es einem Kläger, ein US-Gericht davon zu überzeugen, dass seine unheilbare, im Endstadium befindliche Krebserkrankung, auf Roundup zurückzuführen ist. Monsanto soll dem Sterbenden nun 289 Mio. US-Dollar Schmerzensgeld bezahlen.

Mathieu Asselins Kunstprojekt, das auch als Fotobuch erhältlich ist, ist ein vernichtendes Dokument der engen kriminellen Verzahnung zwischen Politik und Wirtschaft. Erschütternde Bilder und Geschichten von Menschen, denen kaum eine Justiz gegen diese übermächtige Allianz beistehen möchte. Nur das Monsanto-Tribunal, das mit namhaften Forscher*innen die Schuld des Bio- und Agrarriesen nachgewiesen hat, versuchte den Leidtragenden Recht zuzusprechen. So ist Asselin Werk auch ein Manifest unseres Wirtschaftssystems, das Profit vor Umwelt und Gesundheit stellt, mit all den bekannten Folgen. Hier bekommen genau diese Opfer ein Gesicht, das sich schonungslos zeigt und genau deshalb von großer Bedeutung ist für die Fotokunst mit politisch-gesellschaftlichem Anspruch. Asselin selbst betont das Besondere der Fotodokumentation, und zwar, dass die Schäden einfach da seien und sie so eben ganz für sich sprächen, ganz unabhängig davon ob Milliardenunternehmen Scharen von Anwälte, Lobbyisten und Forscher für ihre Sache beauftragen. Der Kurzfilm zum Projekt, der im ARD-Kulturmagazin „ttt“ lief, ist über den folgenden Link zu erreichen:

https://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Mathieu-Asselins-Monsanto-Projekt/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=53398738

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