Jean Ziegler, Foto: Rama, Wikimedia Commons, Cc-by-sa-2.0-fr [CeCILL or CC BY-SA 2.0 fr], via Wikimedia Commons

Der Hass auf den Westen und warum wir ihn verstehen sollten

Es ist kein neues Phänomen und das passende Buch dazu ebenfalls nicht. Jean ZieglersDer Hass auf den Westen“ ist trotz alledem ein Standardwerk, um die Menschen des Globalen Südens zu verstehen und unseren Eurozentrismus, also die Fokussierung des Weltbilds auf Europa, zu hinterfragen. Denn nur wenn wir verstehen was die Menschen des Globalen Südens ertragen mussten, können wir Europas Schuld begreifen.

Europa hat in seiner Geschichte viel Mist gebaut. 300 Jahre Kolonialgeschichte gingen von diesem Kontinent aus, in der Menschen versklavt, massakriert, ermordet und gefoltert wurden. Alles im Namen von vermeidlich überlegenen Kulturen, Religionen und Rassen. Für viele Europäerinnen sind die begangene Gräueltaten nicht mehr fassbar, doch den Menschen des Globalen Südens, den Opfern des Kolonialismus, stecken die Nachwirkungen tief in den Knochen.

Jean Ziegler geht in seinem Buch mehreren Schlüsselfragen nach: Woher kommt der Hass auf den Westen und welche Art von Hass gibt es sowie der Frage der Schuld Westeuropas und des kapitalistischen Wirtschaftssystems am Elend der Welt. Zusammengefasst unterscheidet er beim Hass in zwei Kategorien: Der irrationale und blinde Hass, der in Gewalt und Wut umschlägt. Und der andere Hass, der Kühl und berechenbar ist, ein Ergebnis von 300 Jahre Kolonialismus. Er zeigt auf, wie gesellschaftliche Gedächtnisse funktionieren und erklärt, warum viele Staaten und Völker erst 50 bis 80 Jahre nach ihrer Unabhängigkeit das Selbstbewusstsein fanden, gegen ihre ehemaligen Kolonisierer vorzugehen und Wiedergutmachung zu fordern. Er hebt erfolgreiche Beispiele hervor, wie die Präsidentschaft Evo Morales in Bolivien: Ein Indigener Präsident, der sein Land aus den Klauen des kapitalistischen Wirtschaftssystems führt.

Jean Ziegler ist Soziologe und saß von 1967 bis zu seiner Abwahl 1983 und erneut von 1987 bis 1999 im Schweizer Nationalrat. Von 2000 bis 2008 war er UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.

Der Hass auf den Westen von Jean Ziegler
Der Hass auf den Westen von Jean Ziegler

Der Globale Süden beherbergt bei weitem die meisten Länder und Menschen der Welt. Trotzdem ist er wirtschaftlich nach wie vor nur ein Anhängsel des Westens. Dieser hat aus seiner Geschichte nichts gelernt, so Ziegler. Nach wie vor plündern europäische und nordamerikanische Konzerne die Ressourcen Asiens und Afrikas. Nach wie vor versuchen die Europäische Union und die Vereinigten Staaten von Amerika dem Rest der Welt alles vorzugeben: Wie geherrscht, gegessen, gelebt, gewirtschaftet und philosophiert werden soll. Es sind die postkolonialistischen Strukturen und die westliche Doppelmoral, die Ziegler zurecht angreift. Jean Ziegler hilft mit seinem Buch zu verstehen, dass Europäerinnen und Europäer viel zu häufig mit westlicher Arroganz agieren. Eine Eigenschaft, die wir schleunigst ablegen sollten.

Darum sollten viel mehr Menschen sein Buch lesen. Er zeigt knallhart auf, wie sich Europa seiner weltweiten geschichtlichen Verantwortung entzieht und der Kapitalismus den Globalen Süden, aber auch die ärmeren Menschen des Globalen Nordens, zerstört. 
„Der Hass auf den Westen“ kann hier bestellt werden!

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Eine Antwort

  1. Ich habe das Buch nicht lesen. Dieses Buch rechtfertigt trotzdessen nicht die radikale und terroristische Vorgehensweise der Islamisten.
    Was kann denn bitte schön ein europäischer Bürger des 21. Jahrhunderts für die Kolonialgeschichte der Europa?
    Mit Selbstmordattentaten darauf zu reagieren kann und werde ich nicht gutheißen.
    Und wenn wir schon soweit zurückgehen, dann stelle hier die Frage, was mit dem Fall Exodus ist? Oder mit dem persischen Reich. Oder mit dem Osmanischen Reich….oder….oder
    Wer hat wen „damals“ als erstes unterdrückt usw. Alles Schwachsinn. Heute ist heute.
    Und wir wollen doch alle so global sein. Dann tut auch was dafür!

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