Aufklärung, Revolutionen und die Entstehung des Marxismus – Wer baute das siebentorige Theben

Der erste Teil des Werks „Wer baute das siebentorige Theben“ beschäftigte sich mit der Entstehung von Klassengesellschaften, dem Aufstieg und dem Fall von Imperien, dem Niedergang Europas und dessen Aufstieg aus einem dunkelen Zeitalter. Der zweite Band von Harmans Werk untersucht das 18. und 19. Jahrhundert, die Jahrhunderte die Aufklärung und Revolutionen mit sich brachten, aber auch Rassismus und Lohnsklaverei.

Seit dem Beginn der Renaissance begannen sich in Europa immer mehr Menschen der Wissenschaft zu widmen, eine gefährliches Unterfangen, den es konnte mit dem Tod bestraft werden, aber genauso gut fürstlich entlohnt werden, wie das Beispiel von Thomas Hobbes zeigt. „Hobbes befürchtete in den Zeiten der Restauration, wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden. Tatsächlich aber erhielt er eine Pension vom König und die Wissenschaftsvereinigung wurde in köngliche Gesellschaft umbenannt.“  Wissenschaft wurde grade in den aufstrebenden kapitalistischen Nationen, England und Niederlande, als Mittel gesehen die Wirtschaft zu stärken und die Fähigkeiten der Armee zu verbessern. In anderen Gegenden Europas waren die Bedingungen von  Wissenschaftlern schwieriger und endeten häufig mit dem Tod. Mit dem Aufstieg der Wissenschaft und des Kapitalismus begann auch das „Zeitalter der Aufklärung“, eine Denkströmung deren gemeinsamer Nenner der „Glaube an die Macht rationaler Erkenntnise ausgehend von empirischem Wissen“ war. Der Begriff Zeitalter der Aufklärung wurde dabei jedoch von den Aufklärern angezweifelt, so schrieb Kant, dass er im Zeitalter der Aufklärung lebe, dieses jedoch nicht als aufgeklärt gelten könnte.

Sklaverei, Lohnsklaverei und Kapitalismus

„Ein wachsender Anteil des europäischen Wohlstands im 18. Jahrhundert stammte von einer Einrichtung, die das genaue Gegenteil des gleichen Rechts zwischen Käufer und Verkäufern war – aus der Sklaverei.“ Im Zuge dieser Entwicklung ist der Rassismus entstanden wie Harman skizziert. Heute wird Sklaverei als eine Folge des Rassismus angesehen, das Gegenteil ist jedoch historisch korrekt. Während Sklaverei in der Antike mit gerechten Kriegen begründet wurde, war dies ein Argument, welches in der Aufklärung kaum noch zu überzeugen wusste. Auch widersprach die Sklaverei den Ideen der Aufklärung und doch war sie am präsentesten in den Staaten mit vielen Aufklärern, da diese am wirtschaftlich fortgeschrittensten waren. „Der Rassismus entstand aus einer Rechtfertigung für die Versklavung von Afrikanern und entwickelte sich zu einem umfassenden Glaubenssystem“ so Harmans Fazit. Die Folge des Sklavenhandels war nicht nur die Entstehung von Rassismus, sondern auch eine Zerstörung der afrikanischen Industrien, deren Entwicklung wurde gehemmt durch Westeuropas Aufstieg.

Revolutionen in Frankreich und den USA

Sturm auf die Bastille auf einem Gemälde von 1789

Zeitgleich zum Aufstieg des Kapitalismus in Westeuropa kam es zu bürgerlichen Revolutionen in Frankreich und den USA. In den USA begann der Aufstand gegen die Briten nicht als Revolution und die ersten Teilnehmer hatten verbesserte Marktbedingungen im Kopf, so forderten sie ein Vetorecht für das Parlament gegenüber der Queen. Doch aus Protesten wurden Bürgerversammlung und diese nahmen sich die Macht, sie stellten Delegiertenversammlungen auf und konfrontierten die Eliten mit ihren Forderungen nach Unabhängigkeit und einer Abschaffung der Monarchie. „Der Kampf mag als Tea Party begonnen haben, doch er endete nicht als solche.“ Doch die amerikanische Revolution war nicht nur eine bürgerliche Sache in vielen Staaten bildeten sich Bewegungen gegen die Sklaverei und für mehre Rechte für Arbeiter.

Noch mehr als die amerikanische gilt die französische Revolution als Meilenstein der Geschichte der Demokratie. Was mit dem Sturm auf die Bastille begann wurde zum Anziehungspunkt für die fortschrittlichsten Kräfte in ganz Europa. Im Zuge der Revolution kam es zu einer Radikalisierung, dominierten erst die gemäßigten Girondisten, übernahmen später die Jakobiner die Macht, die vielen in Europa als Inbegriff eines Terrorregimes galten, obwohl sie weit weniger Menschen töten, als zum Beispiel die republikanische Regierung nach der Zerstörung der Pariser Kommune. Auch der Terror, wie die von den Jakobinern befohlenen Hinrichtungen genannt werden, kam nicht direkt von der jakobinischen Führung, so war Robespierre allein als er zu Beginn der Revolution die Abschaffung der Todesstrafe forderte. Auf die Hinrichtung der Jakobiner durch die Thermidor folgte kurze Zeit später Napoleon und das Ende der Demokratie. Die französische Revolution führte den Feudalherrn ganz Europas ihren Untergang vor Augen und sorgte für Hoffnung in den Herzen von Hundertausenden europaweit, ihre Niederschlagung sorgte dagegen bei den Gegnern der Demokratie für Aufatmen. Trotz ihrer Niederschlagung konnten Könige und Kaiser den Niedergang der alten Ordnung nicht aufhalten, denn was mit der französischen Revolution war eine Industriallisierung Europas und ein Niedergang des Feudalsystems mit all seinen Elementen.

Knapp 50 Jahre nach dem Ende der französischen Revolution begannen europaweit neue Proteste und Revolutionen, zeitgleich entwickelten Marx und Engels, den wissenschaftlichen Sozialismus. Die Revolutionen und die mit ihnen eingehenden Hoffnungen auf demokratischen Wandel scheiterten europaweit, doch sie verdeutlichten den Wandel, der nicht mehr aufgehalten werden konnte, wie Harman zeigt: „In Deutschland und Österreich wurden die Feudalabgaben und Leibeigenschaft endgültigt abgeschafft“. Kurz vor diesen Revolutionen verfassten Marx und Engels ihr berühmtestes Werk das „Manifest der kommunistischen Partei“, welches die Rolle von Kommunisten in bürgerlichen Revolutionen erläuterte und gleichzeitig die Ziele der kommunistischen Bewegung verdeutlichte.

Amerikanischer Bürgerkrieg und Pariser Kommune

Pariser Kommune

Die letzten Kapitel des zweiten Bandes beschäftigen sich mit dem amerikanischen Bürgerkrieg, der Niederschlagung der Reiche im Osten,  und der Entwicklung Japans zur kapitalistischen Macht, den Abschluss bildet ein Kapitel über die Pariser Kommune. Der amerikanische Bürgerkrieg wird dabei auch heute noch verbunden mit der Person Lincoln, der als Gegner der Sklaverei galt, was er vermutlich auch war, aber er beabsichtigte keineswegs diese landesweit abzuschaffen, wie Harman zeigt. Stattdessen musste er diese abschaffen um den Bürgerkrieg noch zu gewinnen, wenn er die Sklaven in den Südstaaten dazu bringen wollte an der Seite des Nordens zu kämpfen.

Die Pariser Kommune als erster erfolgreicher Versuch der Arbeiterklasse die Macht zu übernehmen bildet den Schlussteil des Werks. „Die Nachfahren der Sansculotten von 1792, die Kinder der Kämpfer von 1848 waren wieder bewaffnet. Überall entstanden rote Clubs und revolutionäre Zeitungen wurden gegründet, die die Arbeiter und Handwerker daran erinnerten, wie die bürgerlichen Republikaner sie im Jahr 1848 behandelt hatten.“  Die Kommune scheiterte, doch sie war der Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung der marxistischen Theorie, denn sie verleitete Marx dazu zu erkennen, dass der alte Staatsapparat zerschlagen werden musste. Auch stellte sie als erstmalige Übernahme der Macht durch die Mehrheit der Bevölkerung im Sinne der Mehrheit einen wegweisenden Schritt dar. Die Kommune, so Marx, war „ein neuer Ausgangspunkt von welthistorischer Wichtigkeit geworden“ so die letzten Worte des 2. Bands von Harmans mehr als lehrreicher Weltgeschichte.

Die Geschichte des 2 Bands beschreibt eindrucksvoll Revolutionen und die Entstehung des Kapitalismus, sie zeigt die Rolle von Massenorganisationen und Protesten bei Veränderung, sie ist somit ein lesenswertes Werk für alle, die die Geschichte abseits von Königen und Kaisern entdecken wollen.


Der zweite Band von „Wer baute das siebentorige Theben“ kann hier bestellt werden!

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