Antimuslimischer Terror – Der Aufschrei bleibt aus

Vier Menschen wurden Sonntagabend in der kanadischen Stadt London ermordet. Der neunjährige Sohn der ermordeten Familie überlebte schwer verletzt. Die Ursache des Mords: antimuslimischer Rassismus. Der schlimmste rassistische Anschlag der letzten Jahrzehnte in Kanada wurde in Deutschland nahezu komplett ignoriert – dies hängt zusammen mit seiner Ursache.

Die Familie, die grade durch London spazierte, wurde von einem Autofahrer gezielt mit seinem Auto überfahren, weil er sie als Muslime identifizierte. Es war nicht die erste tödliche antimuslimische Gewalttat der letzten Jahren, so sei erinnert an das Massaker von Christchurch in Neuseeland oder die Ermordung von Marwa El-Sheribini in einem Dresdener Gerichtssaal. Doch die Gewalt gegenüber Muslimen führt keineswegs zu einem Umdenken gegenüber antimuslimischem Rassismus, der auch in Deutschland Tag für Tag zu Hassverbrechen führt, von Beleidigungen über Volksverhetzungen bis hin zu schweren Körperverletzungen. Diese Ignoranz ist nur bedingt verwunderlich, denn zum einen schürt auch die deutsche Politik immer wieder antimuslimische Vorurteile oder führt gar Gesetze ein, die besonders Muslime oder Muslima benachteiligen, und zum anderen ist sind die Feindbilder Islam und Muslime in der deutschen Gesellschaft omnipräsent:

Die Frage, ob die muslimische Kultur gut nach Deutschland passe, bejahten nur 16,6 Prozent. Eine etwas ältere Befragung von Allensbach nach dem Verhältnis von Muslimen zur Demokratie und anderen mit der westlichen Kultur verbundenen Werte ergab auch in diesem Bereich hohe Zustimmungen. So stimmten „83 Prozent der Befragten der Aussage zu, der Islam sei fanatisch, 62 Prozent betrachteten ihn als rückwärtsgewandt, 71 Prozent als intolerant und 60 Prozent als undemokratisch“.

Statt diesem Feindbild etwas entgegenzusetzen oder es wenigstens kiritisch zu diskutieren, wird es in den deutschen Medien meistens ignoriert. Der Politikwissenschaftler Ozan Zakaria Keskinkilıç erklärte dazu: „Man begegnet einer strukturellen Ignoranz, wenn es um rassistische Gewalt geht. Musliminnen und Muslimen erlangen nur dann Aufmerksamkeit, wenn es um sie als Täter geht, nicht als Opfer.“ Diese Einseitigkeit muss endlich beendet werden. Statt der Darstellung von Muslimen und Muslimas als Täter und „Eindringlinge“ braucht es endlich einen konsequenten Kampf gegen antimuslimischen Rassismus und eine Aufarbeitung der antimuslimischen Stereotype und Vorurteile.

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