Protest der Sinn Fein Jugend gegen die Bombardierung Gazas

Die Unterdrückten vereint der Wunsch nach Frieden und Freiheit – Im Gespräch mit Martina Anderson

Irland ist ein gespaltenes Land, in dem sich viele für eine vereinte Nation engagieren, gleichzeitig gibt es große Solidarität mit anderen Unterdrückten, besonders mit dem PalästinenserInnen. Wir haben mit der Sinn Fein Europaabgeordneten Martina Anderson über die Selbstbestimmung Irlands und die Solidarität mit Palästina gesprochen, der erste Teil des Interviews beschäftigte sich mit den Protesten gegen die Krise!

Die Freiheitsliebe: Sinn Fein wird als Bestandteil der irischen Befreiungsbewegung verstanden. Haltet ihr an dem Ziel eines vereinten Irland fest?

Martina Anderson: Sinn Fein ist mehr als nur ein Bestandteil der irischen Befreiungsbewegung. Sinn Fein ist das einzige Instrument um ein gleiches, vereintes Irland und eine wirkliche Republik zu bewirken. Sinn Fein ist eine wachsende politische Macht und die gröβte politische Partei auf der Insel.

Die Freiheitsliebe: Wie relevant ist dieses Ziel für die aktuelle Politik von Sinn Fein? Wie wichtig war das Thema im Zuge des Widerstand gegen die Krise?

Martina Anderson: Das Hauptziel von Sinn Fein ist eine Wiedervereinigung des nationalen Territoriums in einer gleichen, fairen, neuen Republik. Unsere Aktivisten und Repräsentanten arbeiten ständig daran. Die Teilung der Insel durch die Briten hat Irland geschadet. Zwei konkurrierende Staaten wurden auf einer kleinen Insel gebildet,wobei es weder den politischen Willen noch die Fähigkeit gab wirkliche Gleichheit oder republikanische Werte zu formen. Die Union mit Britannien ist fehlgeschlagen. Der Preis dieser Union ist eine wirtschaftliche Entmündigung und eine von London geführte Austerität. Sinn Fein steht gegen Austerität, ob sie von Tories in London oder grünen Tories in Dublin ausgeht und wir werden weiterhin eine progressive Wirtschaftspolitik und soziale Veränderungen vertreten, die die Schwächsten der Gesellschaft schützt.Wir werden weiter für ein vereintes Irland plädieren, da es für die Bevölkerung der Insel wirtschaftlich, politisch, sozial und kulturell gut ist.

Die Freiheitsliebe: Neben dem Engagement für ein vereintes Irland ist auch die Solidarität mit Palästina sehr stark in Irland. Woran liegt das?

Martina Anderson: Die irische Bevölkerung zeigt grosses Mitgefühl und Solidarität mit denen die weltweit unter Ungerechtigkeit leiden. Unsere Solidarität mit dem palästinensischen Volk ist absolut. Es gibt einige klare Parallelen zwischen der Situation, die in Irland existierte und noch existiert und der palästinensischen Situation. Die irische Bevölkerung und die Palästinenser leben unter militärischer Besatzung,der Aussetzung der grundlegendsten Menschenrechte, wirtschaftlicher und politischer Entmündigung, physischer Trennung, Masseninternierungen (sowohl mit als ohne Gerichtsurteil). Iren und Palästinenster haben sich dem politisch und militärisch widersetzt, was zu ernsten Konflikten und weitere Beschneidung der bürgerlichen Freiheiten und Rechte durch einen aggressiven Staat führte. Beide Situation wurden durch eine ungelöste koloniale Vergangenheit ausgelöst. Beide haben Ausbrüche extremen Konflikts unterbrochen Zeiten relativen Friedens erlebt und so einen Friedensprozess mit wechselndem Erfolg, teilweise unterstützt durch internationalen Druck, durchlebt. Die Bevölkerungen Irlands und Palästinas haben Konfliktausbrüche erfahren. Es gibt eine Sehnsucht nach Frieden und Freiheit, die alle teilen, es gibt den Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung.

Die Freiheitsliebe: Wo siehst du die Unterschiede in der Situation der irischen und palästinensischen Bevölkerung? Würdest du sagen, die Bedingungen sind vergleichbar?

Martina Anderson: Es gibt jedoch auch signifikante Unterschiede zwischen dem Konflikt in Irland und dem andauerenden palästinensisch/israelischen Konflikt. Während internationaler Druck eine willkommene Hilfe im irischen Friedensprozess war, fehlt dieser konstruktive Druck im Mittleren Osten. Obwohl das Oslo Abkommen bahnbrechend war, konnte die stetige Unterminierung dieser Vereinbarungen durch aufeinander folgende israelische Regierungen ungehindert weitergehen. Die britische und irische Regierung sind Garanten des Friedensprozesses im Norden, es gibt keine solchen Garanten für den nachlassenden Friedensprozess in Palästina. Dies hat die aggressive israelische Politik, besonders den Siedlungsbau, weitergehen und stärker werden lassen, was zur Spannung in der Region beiträgt. Die ethnische Zusammensetzung im Norden ist homogen, im Mittleren Osten existiert eine beachtliche ethno-nationale Spannung. Dies hat die Situation als Araber, sowohl Christen wie Moslems, verschlimmert, die in Israel, den besetzten Gebieten und als Flüchtlinge in den benachbarten Gebieten unter Not und Diskriminierung leiden, und so eine bereits vertriebene, belagerte Bevölkerung radikalisiert. Palästinenser werden in ihrer Bewegungsfreiheit innerhalb aller Kategorien A, B und C in der Region eingeschränkt. Während militärische Zwangskontrollen im Norden Irlands Alltag waren, hatten die Bürger doch das Recht auf Pässe und internationale Reisen. Die Palästinenser sind eingeschränkt welche Strassen sie benutzen, welche Städte sie besuchen können und es ist extrem schwierig für sie, die Region zu verlassen. Israel kontrolliert beispielsweise jeden Punkt, von dem aus internationaler Zugriff auf jegliches palästinensische Gebiet möglich ist (mit dem Kontrollpunkt von Rafah unter ägyptischer Kontrolle als einziger Ausnahme.) Das bedeutet, dass internationale Helfer, diplomatische Besucher und soziale Organisationen es extrem schwierig finden, einzureisen und den Menschen in Palästina zu helfen. Zusammenfassend, es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen dem irischen und dem palästinensischen Kampf, aber es gibt auch wirkliche Unterschiede, die eine Ursache der Sorge für die sind, die an Frieden und Stabilität in der Region arbeiten.

Die Freiheitsliebe: Danke dir für das Interview.

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