Der Rassismus der Regierung lenkt von der Austeritätspolitik ab – Im Gespräch mit Anni Ahlakorpi (Linksjugend Finnland)

Die Freiheitsliebe: Seit den letzten Wahlen gibt es in Finnland eine neue Regierung, was unterscheidet diese Regierung von der vorherigen?

Anni Ahlakorpi: Zuerst einmal gab es nicht den geringsten Versuch, irgendeine linksgerichtete oder grüne Partei an der Regierung zu beteiligen, während die frühere am Anfang 6 davon hatte und es wenigstens eine theoretische Chance gab,dass die Regierung eine humane Politik gemacht hätte. Diese neue ist klar auf der Seite der Reichen, beschneidet die Sozialfürsorge und verursacht Arbeitslosigkeit.

Erstmals sind auch die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“ in der Regierung, wie würdest du diese beschreiben?

Anni Ahlakorpi: Um es kurz sagen, ein Bund von Rassisten. Die Wahren Finnen haben es verpasst, sich klar gegen Rassismus zu stellen und so lange sie offen rassistische Mitglieder in ihrer Partei dulden und besonders in ihrer parlamentarischen Gruppe, können sie nicht behaupten, etwas anderes zu sein als Rassisten. Es wird interessant sein zu sehen, wie diese ihre Unterstützung bei den nächsten Wahlen beeinflusst, denn jetzt gibt es keinen Zweifel mehr daran. Ihre Abgeordneten platzten, einer nach dem andern, mit Kommentaren voller Hass über ihre eigenen Feinde, Immigranten, tolerante Menschen, Flüchtlinge, Linke… heraus. Obwohl sie behaupten eine Arbeiterpartei ohne Sozialismus zu sein, tun sie jetzt genau die Dinge für die sie die vorige Regierung kritisiert haben.

Wie wirkt sich ihre Mitarbeit in der Regierung bisher aus, gab es eine Zunahme des Rassismus?

Anni Ahlakorpi: Es gibt zwei wichtige Dinge bei ihnen, sie sind die zweitgröβte Partei in Finnland im Moment und sie sind in der Regierung. Erstens hat es zum einen Rassismus zumindest normalisiert und Hassreden, und viele Leute scheinen zu denken, dass es ihr recht ist wegen der Redefreiheit. Zum zweiten erhalten die Wahren Finnen eine Menge Medien- Aufmerksamkeit mit ihren Statements, was weniger Aufmerksamkeit für die Austeritätspolitik der Regierung bedeutet. Anstatt also krank zu sein vor Sorge um unseren Wohlfahrtsstaat, machen sich die Menschen entweder um zu viele Flüchtlinge Sorgen oder um Menschen, die sich um zu viele Flüchtlinge Sorgen machen. Es ist offensichtlich, dass die Zusammenarbeit mit den Wahren Finnen auch hilfreich fuer die Central Party und die Nationale Koalition ist.

Die Hetze gegen Multikulturalismus durch einen Abgeordneten sorgte für massive Proteste, wer hat die Proteste dagegen organisiert, wart ihr als Left Youth auch Teil der Proteste?

Anni Ahlakorpi: Es war, so weit ich weiβ, eine Gruppe von Individuen. Es haben sich jedoch viele Firmen und Freiwillige dem Prozess angeschlossen. Wir spielten als Organisation keine Rolle dabei, aber viele unsere Mitglieder haben an den Protesten teilgenommen. Es ist sehr wichtig für uns, der Bewegung unsere Unterstützung angedeihen zu lassen, aber gleichzeitig müssen wir vorsichtig sein, damit sie den Verlauf nimmt, den die Organisatoren wünschen.

Reichen solchen Proteste um die Wahren Finnen und andere Rechtspopulisten zu demaskieren?

Anni Ahlakorpi: Zumindest haben sie ein klares Zeichen gesetzt, dass die Meisten von uns Rassismus und Hassreden nicht akzeptieren, dass wir uns um einander kümmern und dass die Mehrheit von uns die Wahren Finnen und ihre Politik nicht unterstützt.

Welche Antworten gebt ihr auf das Erstarken der Rechten in den letzten Jahren?

Anni Ahlakorpi:Du must dich dagegen stellen, sagen dass es nicht ok ist. Es ist wichtig, zu zeigen, dass wir uns nicht vor ihnen fürchten und dass sie uns nicht zwingen können, still zu sein. Es ist auch wichtig, den öffentlichen Raum zurückzugewinnen. Um von konkreteren Dingen zu sprechen, wir planen Flüchtlingen auf lokalem Level zu helfen, indem wir z.B. Dinge sammeln, die sie benötigen und unser Bestes tun, damit sie sich sicher und willkommen fühlen.

Danke dir für das Interview.

 

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