Der Boxer, Cover: Carlsen Verlag

70 Jahre seit der Befreiung vom Faschismus – Nie wieder Antisemitismus, nie wieder Faschismus

Auf der Welt brodelt es erneut. Mit 50 Millionen Geflüchteten sind so viele Menschen wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr heimatlos. In der Ost-Ukraine tobt ein bitterer Bürgerkrieg zwischen Kiew und den selbsternannten Volksrepubliken, in den auf der einen Seite FaschistInnen und der anderen NationalistInnen verstrickt sind. In den USA kommt es zu immer häufigeren Übergriffen auf AfroamerikanerInnen und in Europa nimmt der Antisemitismus und antimuslimische Rassismus zu. Mit einem traurigen Höhepunkt zu Beginn des Jahres in Paris. Doch der 8. Mai sollte uns alle lehren: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus! Der Graphic Novel “der Boxer” von Reinhard Kleist, erzählt die traurige Geschichte eines jüdischen KZ-Häftlings, der nur durch das Boxen den Holocaust überlebte und die Überlebenden mahnt.

Hertzko Haft ist ein Boxer, kein gewöhnlicher Boxer. Hertzko ist Jude und 16 Jahre alt, als seine Leidensgeschichte in den Konzentrations- und Vernichtungslagern des Dritten Reiches beginnt. Einmal ins Vernichtungslager Ausschwitz deportiert, muss er zur Belustigung der SS-Offiziere gegen andere Häftlinge boxen. Der Graphic Novel erzählt die traurige und fesselnde Geschichte des jüdischen Boxers nach einer wahren Begebenheit, in exzellenten Dialogen und wohlüberlegten Zeichnungen. Der Graphic Novel beginnt in Miami im September 1963. Hertzkos Sohn erklärt den LeserInnen, das sein Vater stark ist und “einmal ein Boxer” war, aber das er ebenso verstört und jähzornig ist. Während dieser Erklärung muss Hertzko Haft anhalten, er ist nervlich am Ende. “Eines Tages werde ich dir alles erzählen”, sagt er zu seinem Sohn.

Belchatow, Polen 1939

Das Bild des Zeichners ist düster. Man sieht einen Schatten der sich über das Dörfchen zieht. Die Kirchentürme ragen über die Szenerie hinaus und im Vordergrund stehen Soldaten. Soldaten, die man eindeutig als Wehrmachtssoldaten identifizieren kann, obwohl man keine Symbole, Abzeichen oder Schriftzüge erkennt. Hertzko erklärt in einer Rückblende, wie seine Familie vor der Invasion der Deutschen lebte. Die Familie war nie Wohlhabend, doch sorgten die Eltern dafür, dass die Kinder stets warmes Essen auf dem Tisch hatten. Das änderte sich schlagartig, als Hertzkos Vater starb. Doch dramatisch wurde die Situation für die Familie erst, als deutsche Truppen in Polen einmarschierten. Kurz beschreibt er in seiner Erzählung, wie der jüdischen Bevölkerung Stück für Stück die Rechte genommen wurden.

Um über die Runden zu kommen beginnt der Junge das Schmuggeln. Bei einem Schmuggel-Zwischenfall entdeckt Hertzko dann auch sein Talent zum Boxen. “Aber ‘nen sauberen Haken Haste, Bruderherz.” witzelt ihm sein Bruder Aria zu. Doch bereits kurz darauf wird Hertzko in ein KZ deportiert. Schon bald gelingt es ich,m sich mit einem Lagervorarbeiter zu arrangieren, der ihn immer wieder mit in die umliegenden Städte nimmt.

Von Lager zu Lager

Von einem Konzentrationslager ins nächste wird Hertzko wie eine Trophäe herumgereicht und die Zeichnungen fangen die Düsternis der Geschichte und Orte perfekt ein.  Etwas, was kein Buch zu erzeugen vermag: Die Grausame Realität in Bildern. Auch der „übliche“ SS-Offizier taucht auf, der sich sicher ist, dass Deutschland den Krieg verliert. Und so hält er die Hand über Hertzko, damit dieser nach Kriegsende für ihn bürgt und aussagt. Ebendieser Offizier macht aus Hertzko die Boxattraktion des Lagers. Gegner die Kämpfe verloren, wurden nie wieder gesehen. Nur der unbeirrbare Glaube Hertzkos ließ ihn solange durchhalten, bis ihm und seinem Bruder auf einem der unzähligen Todesmärsche die Flucht gelang.

Der Grapic Novel zeigt die grausame Atmosphäre der Konzentrationslager durch seine Zeichnungen besser, als es die meisten Bücher je könnten. Er erzählt die grausame Geschichte eines jüdischen Jungen, von seinem Kampf ums Überleben und seinem Weg als Boxer. Der Boxer von Reinhard Kleist wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Darunter der Kulturpreis der Berliner Zeitung 2013, Deutscher Jugendliteraturpreis 2013 (Sachbuch) und den Grand Prix de Lyon. Das Comic erschien im Carlsen Verlag und ist antiquarisch bei booklooker ab 14 Euro erhältlich.

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Eine Antwort

  1. Ich bin Comic-Leser und Sammler und ein Fan von Reinhard Kleist. Mit dem „Boxer“ hat er mit Sicherheit ein absolutes Meisterwerk geschaffen (und er hat auch zuvor schon wunderbare Comics gezeichnet: Berlin Noir, Havanna, Castro, Cash, um nur ein paar Titel aus seinem Werk zu nennen). Ich war von der ersten Seite an ergriffen und habe das Buch, teilweise mit Tränen der Scham und der Wut, gelesen und selbst meine Frau, die Comics normalerweise nur mit spitzen Fingern anfasst, war davon begeistert.

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