Beim "Marsch für das Leben" kommt es immer wieder auf Zusammentreffen mit Gegendemonstranten Foto: Nic Frank - CC BY-ND 2.0

„Marsch für das Leben“ – Abtreibungsverbot nur Spitze des Eisbergs

Erneut werden am Samstag den 19.09.2015 radikale Christ_innen in Berlin auf die Straße gehen, um ihre fundamentalistisch anti-emanzipatorischen Forderungen kund zu tun. Der selbsternannte Kampf für das Leben dieser Bewegung ist einiges mehr als das. Er ist ein rhetorischer Kampf. Ein Kampf um Begrifflichkeiten. Die Instrumentalisierung von Behinderungen, Säuglingen, Müttern und auch des Nationalsozialismus, durch Bezeichnung von Abtreibungen als „Holocaust“ oder „Euthanasie“, ist die Methode, gleichzeitig für einen Staat nach Gottes geboten und gegen die westliche, sexualisierte, unchristliche Kultur zu werben.

Diese evangelikale Bewegung darf nicht als Bedrohung für unsere Gesellschaftsordnung im Ganzen verstanden werden. Im Gegenteil: Durch ihre propagierte natürliche Geschlechterordnung und Sexualmoral wird einem emanzipatorischen und antikapitalistischem Kampf entgegengewirkt. Die Zementierung der Geschlechterrollen und die daraus resultierenden Aufgaben der Geschlechter, nämlich die Erwerbstätigkeit auf der einen, und die Mutterschaft auf der anderen Seite (Produktions- und Reproduktionssphäre) sind ein wesentliches Moment der kapitalistischen Wirtschaftsordung. Die Aufgabe der Frau als Mutter vieler Kinder ist auch eine Reaktion auf die Bedrohung durch den demographischen Wandel.

Bewegung mit rassistischem Charakter

Die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf als natürliche Erscheingung der kapitalistischen Entwicklung soll nicht durch die Abschaffung des Kapitalismus selbst , sondern durch „Förderprogramme“ für Familien überwunden werden. Diese beinhalten unter anderem finanzielle Unterstützung für diejenigen Mütter, die ihre Kinder nicht die Kita besuchen lassen und ihnen damit gesellschaftliches Leben und Lernen verwehren. Die Fokussierung auf die heteronormative Geschlechterordnung, und die daraus resultierende Diffarmierung sexueller Minderheiten bringen den völkischen und rassistischen Charakter dieser Bewegung zum Ausdruck. Dieser äußert sich ebenfalls in der Bevorzugung von christlichen Flüchtlingen und einer stellenweisen Solidarisierung mit der AFD (dem ehemaligen rechten Flügel à la Petri, Von Storch etc.).

Widerstand gegen fundamentalistische Bewegungen

Die Teilnehmer_innenzahl beim „Marsch für das Leben“ nimmt Jahr für Jahr zu. Es entstehen, besonders in den letzten Jahren, fundamentalistische Parteien wie die Christliche Mitte (CM), Partei für Arbeit, Umwelt und Familie (AUF), die Aufbruch C oder eben die mit ihren populistischen Thesen zuletzt erfolgreiche AFD. Ein großer Teil dieser Parteien hat seine Wurzeln in Gemeinden und freien evangelischen Privatschulen, an denen ungestraft zu Bewegungen wie „Marsch für das Leben“ aufgerufen werden kann. Der Widerstand gegen rechts-fundamentalistische Bewegungen muss mit der Forderung nach Bildung als Allgemeingut, und völkischem Gedankengut als Auswuchs des Kapitalismus mit der Forderung nach der Überwindung der heutigen Gesellschaftsordnung verknüpft werden.

Am 19.09 auf die Straße gehen, um die Populist_innen und Fundamentalist_innen zu blockieren.

 

Ein Gastbeitrag eines 17-jährigen Schülers.

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4 Antworten

  1. Wie hier mit Dreck geworfen wird. Wieso könnt ihr anderen Menschen eigentlich keine eigene Meinung zugestehen? Wovor habt ihr Angst?
    Bildung ist übrigens längst ein Allgemeingut, es gibt kostenlose Schulen und Schulpflicht. Wieso maßt ihr euch an zu entscheiden auf welche Schule jemand gehen soll? Woher nehmt ihr euch das Recht? Keiner zwingt jemanden die Privatschule zu bezahlen, aber die Eltern der Privatschüler werden gezwungen das öffentliche Bildungssystem über Steuern zu unterstützen! Wer sind hier also die Ausbeuter?!

    1. Private Bildung wird ebenfalls von Steuergeldern finanziert.
      Es handelt sich im genannten Artikel um Weltanschauungsgemeinschaften nach dem Privatschulrecht. Das bedeutet unter anderem selektiver Biologie- und Religionsunterricht und die genannte einseitige Vermittlung von Sexualität und Familie.
      Die Kinder der 5. oder gar 1. Klasse sind nicht in der Lage, dies einzuschätzen.
      Privatschulen bewegen sich größtenteils außerhalb des staatlichen Rahmens und fallen somit nicht unter demokratische Kontrolle.
      „Keiner zwingt jemanden die Privatschule zu bezahlen“ -das ist richtig. Aber den Kindern wird vielfältige Prägung verwehrt.

      Wie Emanzipation stattfinden soll, kann man diskutieren. Ob eine Schule das Recht haben soll, grundsätzlich gegen Minderheiten Stimmung zu machen, ist keine Frage von Meinungen.

      1. Die Kinder der 5. oder gar 1. Klasse sind nicht in der Lage, dies einzuschätzen.
        … brauchen sie auch nicht, dafür hat man eltern.

        Privatschulen bewegen sich größtenteils außerhalb des staatlichen Rahmens und fallen somit nicht unter demokratische Kontrolle.
        … na gott sei dank. warum haben die in den schulen wohl höhere abschlüsse und mehr wissen in der selben zeit ?

        Keiner zwingt jemanden die Privatschule zu bezahlen“ -das ist richtig. Aber den Kindern wird vielfältige Prägung verwehrt.
        … naja, gewalt wird an privatschulen halt nicht in den lehrplan aufgenommen und man muß gewalt und macho-gehabe auch nicht unbedingt „positive prägung“ nennen.

        ich stelle auch hier fest das ihr eure art von „freiheitlichem denken“ allen anderen aufzwingen wollt.
        wie ihr das selbst rechtfertigen könnt verstehe ich bis heute nicht.
        frei ist man nur dann wenn man eure meinung vertitt und alle das tun was ihr gut findet.

        ich habe 2 lehrer (grundschule und gymnasium) in der famile. beide sagen ganz klar das dieser ganze multikulti nicht funktioniert und man kinder, wenn man es denn kann, besser auf privatschulen schickt.
        …. mussen wohl beides rassisten und nazis sein oder halt leute die es tagtäglich mitbekommen und durch ihr alter halt auch mal 30jahre zurückblicken können.

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